Muriels Hochzeit

Komödie | Australien 1994 | 105 Minuten

Regie: P.J. Hogan

Nur unter Schwierigkeiten wird eine äußerlich unvorteilhafte junge Frau, die unter mannigfaltigen Vorurteilen zu leiden hat, zu einem "schönen" Menschen, der bereit ist, sein Schicksal zu meistern. Eine für ihr Herkunftsland typische Komödie, die zunächst schrill, später immer nachdenklicher von der Verwandlung eines häßlichen Entleins erzählt. Die gute Hauptdarstellerin vermittelt glaubwürdig, daß wahre Schönheit von innen kommen muß. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
MURIEL'S WEDDING
Produktionsland
Australien
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
House and Moorehouse
Regie
P.J. Hogan
Buch
P.J. Hogan
Kamera
Martin McGrath
Musik
Peter Best
Schnitt
Jill Bilcock
Darsteller
Toni Collette (Muriel Heslop) · Bill Hunter (Bill Heslop) · Rachel Griffiths (Rhonda) · Jeanie Drynan (Betty Hesop) · Gennie Nevinson (Deidre)
Länge
105 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
Muriel hat es nicht leicht: den wie Barbie-Puppen gestylten Freundinnen ist sie ein Klotz am Bein; der Vater, ein Kommunalpolitiker mit Ambitionen, hält seine dauerarbeitslose Tochter für eine Versagerin und läßt es sie tagtäglich spüren; die apathische Mutter nimmt sie und ihre Sorgen kaum wahr. Die nicht gerade gertenschlanke, nicht gerade hübsche, nicht gerade kluge Muriel flüchtet -zunächst in die Jungmädchenzeit und die Musik der schwedischen Popgruppe ABBA, dann auf eine Ferieninsel, wo sie die Ersparnisse der Familie verpraßt, schließlich nach Sydney, wo sie sich endlich ein eigenes Leben aufzubauen gedenkt, mit allem was dazu gehört: Job, Wohnung, Geld, Liebhaber, besser noch Ehemann. Denn wenn Muriel nach ABBA einen Traum hat, dann träumt sie sich in den Hafen der Ehe. Bei dem Versuch, das Leben in die eigene Hand zu nehmen, hilft die leichtlebige Freundin Rhonda, mit der sie schon im Urlaub über die alte Freundinnenclique triumphieren konnte, und alles läßt sich gut an. Doch dann erkrankt Rhonda, eine Operation fesselt sie an den Rollstuhl. Muriel hilft, so gut sie kann, und entwickelt neue Fluchtpläne. Getürkte Hochzeitsfotos sollen ihr ihr Glück suggerieren. Doch schließlich wird sie initiativ und heiratet einen südafrikanischen Sportler, der die australische Staatsbürgerschaft braucht, um an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Muriel glaubt, das Geschäft in Liebe ummünzen zu können, doch alles, was ihr lieb und wert war, entgleitet ihr. Am Ende bleibt ein Scherbenhaufen und die zwingende Notwendigkeit, das Leben endgültig zu bereinigen. Dazu gehört nach dem Selbstmord der Mutter auch die Aussprache mit dem bigotten Vater, die Scheidung und das endgültige Bekenntnis zu Rhonda.

"Muriels Hochzeit" beginnt mit den Merkmalen, die australische Komödien in den 70er Jahren berühmt, bisweilen sogar berüchtigt gemacht haben: laut, schrill, derb, versoffen, verhurt - kurz, richtig Aussie-mäßig. Da ist niemand, für den man Sympathie empfinden würde. Die hübschen Menschen wirken geklont, strahlen ihre innere Häßlichkeit förmlich aus; die häßlichen, Muriels Familie, sind so häßlich, daß man gar nicht hinschauen mag. Doch allmählich schleichen sich leisere Töne ein, und für wenige Augenblicke glimmt Muriels innere Schönheit auf. Doch noch sind die Momente, in denen die gute Hauptdarstellerin einen in sich ruhenden Charakter verkörpern kann, im Drehbuch bewußt selten verankert; immer wieder kippt der Charakter, läßt das Häßliche zu. Das wird besonders augenfällig in der Hochzeitsszene mit dem sportlichen Millionärssohn. Trotz des teuren Traumkleides, trotz Make-Up, trotz des strahlenden Lächelns - zu keinem Zeitpunkt des Films ist Muriel so häßlich wie im Augenblick ihres größten Triumphes. Das wird sich erst ändern, als sie wirklich zu sich und ihrer Bestimmung gefunden hat. Nun strahlt sie einen inneren Glanz aus, der wirkliches Glück signalisiert. Auf die Grundstruktur reduziert, variiert P. J. Hogan die Fabel vom häßlichen Entlein, daß sich in diesem Fall unter dem Druck der Ereignisse, in (auch schmerzhaften) Selbsterkenntnis- und Abnabelungsprozessen zum schönen Schwan mausert. Dabei wird ersichtlich - auch durch die subtil eingesetzte Kunstfertigkeit der Maskenbildner -, daß ein guter Mensch sich auch in einem eher unvorteilhaften Körper wohl und heimisch fühlen kann. Eine durchaus tiefsinnige Komödie, deren zeitweise derber Zungenschlag durch die ernsthafte und glaubwürdige Botschaft mehr als wettgemacht wird.
Kommentar verfassen

Kommentieren