Brigitte Bardot hatte sich mit Filmen wie „Die Pariserin“, „In ihren Augen ist immer Nacht“ und „Mit den Waffen einer Frau“ bereits als Sexsymbol etabliert, als Thriller-Spezialist Henri-Georges Clouzot sie 1960 in einem Gerichtsfilm besetzte, der mit ihrem Verführerinnen-Image spielte. Der verhalft der jungen Darstellerin aber auch zu einem schauspielerischen Höhenflug, weil er das "femme fatale"-Klischee durch eine differenziertere Ausleuchtung aufbrach.
„La Bardot“ verkörpert eine freiheitsliebende, lebenshungrige junge Frau, die ihr reaktionäres Familienleben in der Provinz hinter sich lässt und sich in Paris ins wilde Nacht- und Liebesleben stürzt. Eine Affäre mit einem jungen Dirigenten (Sami Frey) entpuppt sich allerdings als fatal und als Grund für den letztlichen Ruin der Frau, deren Versuch, sich auszuleben, an die Grenzen einer Gesellschaft stößt, in der dafür kein rechter Platz ist.
Es entwickelt sich eine tragische Spirale aus Leidenschaft und Untreue, Liebe und Zurückweisung; dem finanziellen Notwendigkeiten geschuldeten Abstieg in die Prostitution folgt schließlich ein Affekt-Mord, für den sie sich vor Gericht verantworten muss.
Dort prallen dann Unterstützer und Verächter der Frau und ihre unterschiedlichen Moralvorstellungen aufeinander. Ein schauspielerisch eindrucksvoller Film, der das nuancierte Bild einer die Konventionen ihrer Zeit brechenden Frau und einer tragischen Liebe zeichnet. „Die Wahrheit“ war in den 1960er-Jahren einer der bestbesuchten französischen Kinofilme und verhalf Brigitte Bardot dazu, ihr Spektrum ins Charakterfach zu erweitern. - Ab 16.