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Neuer Kinotipp: „Der Junge und der Reiher“

Das Anime „Der Junge und der Reiher“ von Hayao Miyazaki ist neuer Kinotipp der Katholischen Filmkritik im Monat Januar

Veröffentlicht am
04. Januar 2024
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Der japanische Anime-Altmeister Hayao Miyazaki erzählt in seinem neuen Film „Der Junge und der Reiher“ von einem Teenager, der nach dem tragischen Tod seiner Mutter bei einer wunderlich-unheimlichen Reise in eine magische Anderswelt einen neuen Blick aufs Leben gewinnt. Die Jury der Katholischen Filmkritik kürte den Film nun zum neuen Kinotipp.


Es beginnt mit einem wahren Albtraum: Im Japan während des Zweiten Weltkriegs verliert ein Junge seine geliebte Mutter, als bei einem Luftangriff auf Tokio die Klinik, in der sie arbeitet, in ein Flammenmeer verwandelt wird. Sich nach diesem traumatischen Todesfall wieder dem Leben zuzuwenden, fällt dem Teenager schwer; als ihn sein Vater in die Provinz schickt, um dort bei einer Frau, die sich als seine „neue Mutter“ vorstellt, neu anzufangen, kann der Junge mit dieser Perspektive so gar nichts anfangen. Doch dabei bleibt es in „Der Junge und der Reiher“, dem jüngsten Werk vom Meister des japanischen Anime, Hayao Miyazaki, nicht: Auf dem idyllisch gelegenen Anwesen gibt es einen seltsamen alten Turm sowie einen nicht weniger seltsamen, ja geradezu renitenten Reiher – Begegnungen, die für den jungen Protagonisten zum Ausgangspunkt für eine abenteuerliche und auch etwas unheimliche Reise in eine magische Parallelwelt werden. Dort trifft er neben allerlei wunderlichen Kreaturen und Menschen auch seiner Mutter in verjüngter Form und lernt schließlich, das Leben, seinen Schrecken zum Trotz, anzunehmen. Die Jury der Katholischen Filmkritik kürte den Film, der in der ersten Januarwoche 2024 in die deutschen Kinos kommt, nun zu ihrem Kinotipp.


Heldenreise in eigene Innere

Der Film erzähle, so die Jury, „in klassischen Elementen einer Heldenreise (Ruf zum Abenteuer, Gefährten, Bewährungsproben, Vordringen in die Höhle, Entscheidungskampf, Belohnung, Erneuerung/Verwandlung, Rückkehr) eine zauberhafte und bildgewaltige Geschichte, die tiefe Symbolik zu bieten hat“. Dabei führen die Abenteuer letztendlich ins Innere des Helden: „Das Ziel ist die Aussöhnung mit seiner eigenen Biografie und die Verarbeitung eines Traumas. Die Tiefe wird zur Tiefenpsychologie. Dabei bleibt der Altmeister Miyazaki konsequent an der Perspektive des 12-jährigen Mahito und seiner Gefühlsweit, die Welten über Generationen magisch miteinander verbindet.“

Dabei funktioniere der Film, so die Jury, nicht zuletzt auch als starke Coming-of-Age-Geschichte: „Mahito muss durch Verlust, Trauer und Einsamkeit seinen eigenen Weg finden und erste Entscheidungen treffen. Auf diesem Weg erwarten ihn Erfahrungen wie die Geburt neuen Lebens, aber auch die beständige Bedrohtheit des Daseins.“

Dabei ist der Film mit seiner Fülle an Ideen durchaus herausfordernd und mitunter verwirrend, lohnt aber nicht zuletzt durch eine schwelgerisch-detailreiche, mal poetische, mal humorvoll-skurrile 2D-Ästhetik, mit der Miyazaki sich einmal mehr ganz auf der Höhe vielgeliebter Werke wie „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder „Das wandelnde Schloss“ bewegt. 

Angetan zeigte sich die Jury zudem davon, wie sehr sich Miyazakis Arbeit einmal mehr von klassischen Gut-Böse-Konstellationen anderer Abenteuer- und Fantasygeschichten unterscheidet: „Gerade die Ambivalenz der Figuren und Situationen, die gleichzeitig beängstigend, aber auch hilfreich und hoffnungsgebend sein konnten, sind lebensnah und beeindruckend.“

„Der Junge und der Reiher“ läuft ab 4.1.2024 in den deutschen Kinos.
„Der Junge und der Reiher“ läuft ab 4.1.2024 in den deutschen Kinos.

Der Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ ist ein Qualitätssiegel, mit dem Filme hervorgehoben werden, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen, Antworten auf existenzielle Fragen formulieren oder gegen den Status quo einer selbstzufriedenen Welt aufbegehren.

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