Der Zauber von Malèna

- | Italien/USA 2000 | 92 Minuten

Regie: Giuseppe Tornatore

In einem sizilianischen Städtchen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs verliebt sich ein 13-jähriger Junge in eine schöne, für ihn unerreichbare Frau. Er beobachtet sie in den intimsten Momenten und muss hilflos mit ansehen, wie sie von anderen verehrt, missbraucht und gedemütigt aus dem Dorf geprügelt wird. Ein mit hintergründigen Anspielungen auf Fluch und Segen der Schönheit spielender Film, dessen rasantes Tempo ebenso in Atem hält wie die Schönheit der Protagonistin. Die mit Witz und Sinn für unsentimentale Melodramatik inszenierte Geschichte schwelgt in lichtdurchfluteten Bildern der süditalienischen Kulisse. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MALENA
Produktionsland
Italien/USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Medusa Produzione/Pacific Pictures/Miramax Films
Regie
Giuseppe Tornatore
Buch
Giuseppe Tornatore
Kamera
Lajos Koltai
Musik
Ennio Morricone
Schnitt
Massimo Quaglia
Darsteller
Monica Bellucci (Malèna) · Giuseppe Sulfaro (Renato Amoroso) · Luciano Federico (Renatos Vater) · Matilde Piana (Renatos Mutter) · Pietro Notarianni (Porf. Bonsignore)
Länge
92 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 2.35:1, DD2.0 engl., DD5.1 dt., DTS dt.)
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Diskussion
Kaum ein anderer Regisseur versteht es, die „Illusionsmaschine“ Kino so rasant in Gang zu setzen wie der Sizilianer Giuseppe Tornatore. Stets sind seine Werke poetisch und mit einem Schuss Nostalgie versehen, selten allerdings war ein Film so Licht durchflutet wie „Der Zauber von Malèna“, in dem Tornatore in der barocken Schönheit Süditaliens schwelgt. Er ist nicht kommerzieller als seine anderen Filme, auch wenn dieser Eindruck auf den ersten Blick entstehen könnte. Massenszenen wie im Hollywood-Kino sind am Drehort Sizilien eher als Reminiszenz an die dort herrschende Arbeitslosigkeit zu werten, und die ein ums andere Mal in opulente Kinobilder transformierten Fantasien des jugendlichen Protagonisten, mit denen Tornatore vom Western bis zur Komödie alle Genres bemüht, sind typisch für seine Filme, in denen das Kino immer eine eigenständige Rolle spielt. Tornatore erzählt eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die nicht dem klassischen Muster von „boy meets girl“ folgt. Gewissermaßen ist es die Liebesgeschichte zwischen zwei Heiligen. Eine Frau liebt ihren abwesenden Mann, während ein Junge ohne Hoffnung auf Erfüllung in der Rolle des liebenden Beobachters verharrt. Durch ein Loch in einem Fensterladen verschafft er sich Einblick in ihr Leben. Dabei wird er allerdings nicht zum Voyeur, sondern zum Zeugen. Als Einziger erfährt er die Wahrheit über ihre angeblichen Affären. Vor einem Meer aus Wäschestücken, die auf den quer gespannten Leinen in den Gassen im Wind flattern, senkt sich die geschmeidige Kamera ins sizilianisches Küstenstädtchen Castelcuto. Frühjahr 1941. Die italienischen Faschisten feiern Mussolinis Kriegserklärung an England und Frankreich. Über Lautsprecher verstärkt, hallt der Jubel der Menge durch den Ort, in dem allerdings nicht nur die Politik des Duce die Gemüter erregt. Wenn Malèna auf die Straße tritt, zieht ihre Schönheit alle Blicke auf sich, und ein Schwarm von halbwüchsigen Verehrern hängt an ihren von hohen Absätzen gestützten Fersen. Der 13-jährige Schüler Renato Amoroso entbrennt in glühender Liebe. Er beobachtet die einsame Schöne, deren Mann im Krieg ist, auf Schritt und Tritt und muss tatenlos mit ansehen, wie sie von anderen Männern verehrt, missbraucht und von den neiderfüllten Frauen des Ortes gedemütigt und geschlagen wird. Malènas Mann, so heißt es, sei im Krieg gefallen. Seit dem stehen die Verehrer vor ihrer Tür Schlange, und ein Gerichtsverfahren soll dem angeblich unkeuschen Treiben Einhalt gebieten. Zu welchen Höchstleistungen eine schöne Frau einen Mann befähigen kann, zeigt das hinreißend komisch inszenierten Plädoyer, mit dem ein kleiner, dicker Anwalt regelrecht explodiert. Malèna ist nur scheinbar frei, sie muss sich ihrem Verteidiger hingeben, was ihr Abrutschen in die Prostitution vorzeichnet. Monica Belucci spielt die schwierige Rolle perfekt. Sie gibt eine exzellente, dialogarme Vorstellung, weshalb sich nur wenig Regungen in ihrem Gesicht zeigen. Malèna weiß, welche Wirkung ihre Erscheinung auslöst. Sie will dies nicht provozieren, kann es aber nicht ändern. Im Lauf der sich zuspitzenden Ereignisse verändert sich ihr Gang. Sie geht stolzer, selbstbewusster und auch bekümmerter. Der Film umspannt den Zeitraum der Kriegsjahre bis zur Eroberung Siziliens durch die Alliierten. Roberto reift in diesen Jahren zum Mann, und ein wesentlicher Teil des Films ist dem Erwachsenwerden gewidmet, das Tornatore mit Blick auf die unterhaltsamen Seiten der Pubertät ausschmückt. So sieht man die Welt mit Robertos Augen: seinen Kampf um lange Hosen und den mühevollen Prozess der Triebkontrolle, wie sich Malènas Strapse deutlich unter ihrem Rock abzeichnen, sich Renatos kurze Hose wölbt, wenn er Malèna das erste Mal durch die Stadt gehen sieht. Fluch und Segen der Schönheit ist das Subthema des Films, allerdings nicht ihre zarte, durchscheinende, sondern ihre natürlich ausgestellte Erscheinung. Zugleich ist „Der Zauber von Malèna“ eine Parabel auf den Neid, die Triebsteuerung der Männer und auf das Unglück, das sie gelegentlich anrichtet. So ist die Szene, in der die Frauen Malèna aus dem Dorf prügeln, die Schockierendste des in der ersten Hälfte mit viel Sinn für Situationskomik inszenierten Films. Tornatore huldigt einem romantischen Frauenbild, und ungewöhnlich ist auch der Schluss: Malèna kehrt mit ihrem Mann, der den Krieg überlebt hat, an den Ort ihrer Demütigung zurück und bietet den Frauen des Dorfs die Stirn. Renato indes ist ein erwachsener Mann geworden, der sich entschlossen von den Devotionalien seiner Jugend trennt. In einem sizilianischen Städtchen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs verliebt sich ein 13-jähriger Junge in eine schöne, für ihn unerreichbare Frau. Er beobachtet sie in den intimsten Momenten und muss hilflos mit ansehen, wie sie von andren verehrt, missbraucht und gedemütigt aus dem Dorf geprügelt wird. Ein mit hintergründigen Anspielungen auf Fluch und Segen der Schönheit spielender Film, dessen rasantes Tempo ebenso in Atem hält wie die Schönheit der Protagonistin. Die mit Witz und Sinn für unsentimentale Melodramatik inszenierte Geschichte schwelgt in lichtdurchfluteten Bildern der süditalienischen Kulisse. - Ab 16.
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