To Kill a Man

- | Chile/Frankreich 2014 | 79 Minuten

Regie: Alejandro Fernández Almendras

In langen, oft statischen Einstellungen erzählt der Film von einem Familienvater, der sich von der Polizei im Stich gelassen fühlt und Selbstjustiz an dem Mann üben will, der seine Familie gewaltsam attackiert. Der (Genre-)Kern des Selbstjustiz-Thrillers wird um Aspekte des Haderns und Hinterfragens einer solchen Tat erweitert, die Hauptfigur nicht als Held, sondern als innerlich zerrissener Mann dargestellt. Auch die Gewaltszenen reihen sich in die unaufgeregten Bilder ein, ohne herausgestellt zu werden. Ein bemerkenswert selbstkritischer Genre-Beitrag. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MATAR A UN HOMBRE
Produktionsland
Chile/Frankreich
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
El Remanso/Arizona Films
Regie
Alejandro Fernández Almendras
Buch
Alejandro Fernández Almendras
Kamera
Inti Briones
Musik
Pablo Vergara
Schnitt
Alejandro Fernández Almendras · Soledad Salfate
Darsteller
Daniel Candia (Jorge) · Alejandra Yañez (Marta) · Daniel Antivilo (Kalule) · Ariel Mateluna (Jorgito) · Paula Leoncini (Fiscal)
Länge
79 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein längeres Interview mit dem Regisseur (19 Min.) sowie ein Feature mit acht im Film nicht verwendeten Szenen (17 Min.).

Verleih DVD
Pierrot Le Fou (16:9, 2.35:1, DD5.1 span./dt.)
Verleih Blu-ray
Pierrot Le Fou (16:9, 2.35:1, dts-HDMA span./dt.)
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Nachdenklich steht der Familienvater Jorge vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er den Mann töten, der seine Familie schikaniert, und damit das Recht in die eigenen Hände nehmen? Lange genug hat er zugeschaut, wie Kalule und seine Bande sie gewaltsam attackiert und ihnen keine Ruhe gelassen haben.

Diskussion
Nachdenklich steht der Familienvater Jorge vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er den Mann töten, der seine Familie schikaniert, und damit das Recht in die eigenen Hände nehmen? Lange genug hat er zugeschaut, wie Kalule und seine Bande sie gewaltsam attackiert und ihnen keine Ruhe gelassen haben. Eine erste Verurteilung und die anschließende Haftstrafe haben die Übergriffe nur noch verstärkt. Zu einer weiteren Anklage kommt es trotz mehrerer Aussagen der Familie bei der Polizei nicht. Sie fühlen sich im Stich gelassen, sodass Jorge sich zur Racheaktion gezwungen sieht. Bis es zu dieser Tat kommt, nimmt sich der Film viel Zeit. Immer wieder zeigt er die Familie bei den Behörden und im Gespräch mit den Beamten. Die Gänge zur Polizei werden zur Zerreißprobe für die Familie; Jorges Ehefrau reagiert wütend und immer verzweifelter auf die Reaktionen der Staatsdiener. Jorge hingegen bleibt ruhig, macht sich Gedanken und spürt den Entschluss in sich reifen, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen. Im Kern ist „To Kill a Man“ ein klassischer Selbstjustiz-Thriller in der Tradition von „Ein Mann sieht rot“ (1974). Doch um diesen Kern herum erweitert Regisseur Alejandro Fernández Almendras die Genreform duch Aspekte des Hinterfragens der Tat und des Haderns mit der Entscheidung: Jorge wird weder als Held charakterisiert, der mit der Selbstjustiz keine Probleme hat, noch werden seine Handlungen als gut und folgenlos dargestellt. So nachdenklich und zerrissen es im Innern des Protagonisten aussieht, so ruhig und statisch fängt die Kamera die Bilder ein: minutenlange Einstellungen, ein symmetrischer Bildaufbau mit klar erkennbaren Linien, die Figuren am unteren Bildrand positioniert, sodass sie erdrückt und kleiner wirken. Durch viele dunkle Nachtaufnahmen in dem Vorort baut der Film eine subtile, dauerhafte Bedrohung auf; die Kamera bleibt nahe an ihren Figuren. Kontrastiert wird dieses Szenario von helleren Bildern der Natur, die eine ruhigere und friedlichere Umgebung etablieren. Hier kann Jorge ungestört seine Arbeit als Waldarbeiter verrichten, hier verfügt er über die Kontrolle. Die Wechsel zwischen den Schauplätzen und einzelnen langen Einstellungen sind sprunghaft; eine Dynamik entwickelt sich nur innerhalb der einzelnen Szenen, nicht zwischen ihnen, was den Film zusätzlich entschleunigt. Die Gewaltszenen sind in die langen, unaufgeregten Einstellungen integriert; sie geschehen unmittelbar und werden weder ästhetisch noch inszenatorisch hervorgehoben. Auch diese Beiläufigkeit unterscheidet den Film von anderen Genre-Vertretern aus Hollywood und bereichert das „Revenge-Movie“ um eine bemerkenswert selbstkritische Facette.
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