Come As You Are - Roadtrip ins Leben

Drama | USA 2019 | 106 Minuten

Regie: Richard Wong

Ein junger Mann, der von Geburt an als Tetraplegiker an den Rollstuhl gefesselt ist, möchte mit 24 Jahren endlich seine Unschuld verlieren und überredet deshalb zwei andere junge Männer mit Behinderung zu einem Roadtrip: Sie heuern eine Pflegerin an, damit sie die zwei Rollstuhlfahrer und den Sehbehinderten zu einem Bordell in Kanada kutschiert, das auf Menschen mit Behinderung spezialisiert ist. Das US-Remake der belgischen Komödie „Hasta la vista“ folgt konventionellen Erzählmustern, punktet aber mit originell-pointiertem Wort- und Situationswitz, lebensprall gezeichneten Figuren und einem Sensus auch für einfühlsame und ernstere Töne. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
COME AS YOU ARE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
BS Prod./Chicago Media Angels/Florida Hill Ent./The Black List
Regie
Richard Wong
Buch
Erik Linthorst
Kamera
Richard Wong
Musik
Jeremy Turner
Schnitt
Richard Wong
Darsteller
Grant Rosenmeyer (Scotty) · Hayden Szeto (Matt) · Ravi Patel (Mo) · Gabourey Sidibe (Sam) · Janeane Garofalo (Liz)
Länge
106 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Pandastorm (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Komödie um drei junge Männer mit Behinderung, die zu einem chaotischen Ausflug nach Kanada aufbrechen, um in einem Bordell endlich ihre Unschuld zu verlieren.

Diskussion

Ein Strand, rotgoldenes Sonnenuntergangslicht, eine schöne Frau im Bikini, feuchte Lippen, die sich verheißungsvoll nähern – und dann ein frustrierendes Erwachen: Die sexy Traumfrau löst sich in Luft auf, und zurück bleibt ein junger Mann namens Scotty, allein im Bett mit sich und seiner Morgenlatte. Das Fiese dabei: Das Naheliegende zu tun und dem Ständer handgreiflich zu Leibe zu rücken ist ihm versagt, denn der 24-Jährige ist seit der Geburt Tetraplegiker und an allen Gliedmaßen gelähmt – nur sein Mundwerk und sein Schwanz funktionieren noch, wird er später im Film mal über sich sagen. Und leider ist die einzige reale Frau in Scottys Leben seine Mutter, die kurz darauf ins Zimmer poltert und ihr Bestes tut, um den peinlichen Zustand des Sohnemanns geflissentlich zu ignorieren.

Ziel: Entjungerung!

Die Hoffnung, jemals eine Partnerin zu finden, mit der er intim werden könnte, hat Scotty fast aufgegeben – bis ihm ein älterer Rollstuhlfahrer ein Licht am Ende des Tunnels seines unfreiwilligen Zölibats aufzeigt: In Montreal gäbe es ein Bordell, das auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung spezialisiert sei. Scotty schaut sich die Seite an, ist begeistert von den schmucken Ladys, die da ihre Dienste anbieten, und macht sich ans Planen. Das Problem: Allein einen behindertengerechten Transporter samt Fahrer zu chartern, mit dem sich der Trip nach Kanada bewältigen ließe, ist zu teuer. Also macht sich Scotty mit einiger Hartnäckigkeit daran, zwei andere junge Männer, die er aus einem Therapiezentrum kennt, an Bord zu holen: sein Freund Mo ist 34, sehbehindert und wie Scotty immer noch Jungfrau; und Matt, etwas jünger und ebenfalls Rollstuhlfahrer, lehnt zwar anfangs dankend ab, ändert seine Meinung aber, als es zwischen ihm und seiner Freundin zum Bruch kommt. Und so startet das gehandicapte Trio bald darauf frühmorgens mit Hilfe der molligen Pflegerin und Fahrerin Sam in Richtung Kanada.

Dass Menschen mit Behinderung wie jede und jeder andere sexuelle Bedürfnisse haben und diese ausleben können sollten, ist auch im Mainstream-Kino seit einigen Jahren kein Geheimnis mehr; Filme wie „The Sessions“, „Ein ganzes halbes Jahr“ und „Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ haben das Thema publikumswirksam aufgegriffen, ebenso die belgische Komödie „Hasta la Vista“ (2011), die die direkte Vorlage abliefert für das US-Remake „Come As You Are“. Wie das Original bewegt sich auch die Adaption von Richard Wong in den bewährten Genre-Gleisen des Road Movies und der Coming-of-Age-Komödie. Der Weg Richtung Bordell „Chateau Paradis“ erweist sich als das eigentliche Ziel, denn unterwegs gilt es nicht nur diverse skurrile logistische und zwischenmenschliche Herausforderungen für die sich dauerkabbelnde Reisegruppe zu bestehen, sondern auch einen Emanzipationsprozess durchzumachen: Die besorgten Eltern von Matt und Scotty hängen sich prompt an die Fersen ihrer überbehüteten Jungs; und letztlich reicht es da nicht, eine reichlich chaotische Flucht hinzulegen, sondern es kommt der Punkt, an dem es sich selbst zu behaupten und klarzustellen gilt, dass eine Behinderung einen nicht davon abhält, erwachsen zu werden und selbst zu entscheiden, was man will. Und vor allem in der Reibung mit- und gegeneinander, mit ihren unterschiedlichen Haltungen zu Sex, zur Liebe und zum Leben insgesamt werden die Jungs und ihre Fahrerin Sam füreinander zu Katalysatoren und Mutmachern eines Reifungsprozesses, der über das schlichte Ziel, entjungfert zu werden, hinausgeht.

Zwischen unverblümt und sensibel

Dabei gelingt es auch der US-Variante, eine Balance zwischen unverblümter Körper- und Situationskomik, schlagfertigem Wortwitz und sensibleren Tönen zu finden, die dafür sorgen, dass die Sehnsüchte und Unsicherheiten der Figuren bei allem Humor durchaus ernst genommen werden. Die Basis dafür liefern runde Figurenzeichnungen, die die Protagonisten an keiner Stelle auf ihre körperlichen Einschränkungen reduzieren, sondern dafür sorgen, dass sie einem als interessante Charaktere und Sympathieträger schnell ans Herz wachsen.

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