Action | Deutschland 2023 | 100 Minuten

Regie: Peter Thorwarth

Als ein fahnenflüchtiger deutscher Soldat in den letzten Kriegstagen im Frühling 1945 in der ostdeutschen Provinz einer Gruppe SS-Männern in die Hände fällt, die ihrerseits auf der Suche nach einem Goldschatz ist, droht ihm der Tod, doch eine Frau aus dem nahen Dorf rettet ihn. Der Soldat, der eigentlich nur nach Haus möchte, gerät durch sie und ihren behinderten Bruder in den Kampf um die Goldbarren. Die Action-Groteske arbeitet sich an dem Vorbild von Sergio Leones „Zwei glorreiche Halunken“ ab, ohne dauerhaft den richtigen Ton zu treffen. So blitzt zwar gelegentlich lakonischer trockener Humor auf, beißt sich aber mit dem düsteren, ernsthaften Beginn des Films. - Ab 16.

Filmdaten

Originaltitel
Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2023
Regie
Peter Thorwarth
Buch
Stefan Barth
Kamera
Marc Achenbach
Musik
Jessica de Rooij · Hendrik Nölle
Schnitt
Knut Hake
Darsteller
Robert Maaser (Heinrich) · Marie Hacke (Elsa) · Simon Rupp (Paule) · Alexander Scheer (von Starnfeld) · Florian Schmidtke (Dörfler)
Länge
100 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Action | Drama | Kriegsfilm

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs will sich eine SS-Abteilung in der ostdeutschen Provinz einen Goldschatz unter den Nagel reißen. Doch damit ist nicht jeder im Dorf einverstanden. Eine harte Action-Groteske von Peter Thorwarth.

Diskussion

Ein Mann ist auf der Flucht. Mit letzter Kraft rennt er über schlammige Feldwege, versucht verzweifelt, seinen Häschern zu entkommen. Doch die Jäger, eine Gruppe SS-Soldaten unter der Führung eines fanatischen Endsieg-Verfechters, sind gnadenlos. Als sie den Mann, den sie nur „Landser“ nennen, gestellt haben, endet er aufgeknüpft an einem Baum, zum Ersticken zurückgelassen. Doch seine Geschichte endet dort noch nicht.

Böser Krimi mit Witz

Seit Regisseur Peter Thorwarth dem Ruhrgebiets-Milieu, dem er selbst entstammt, mit „Bang Boom Bang“ ein großartiges Denkmal setzte, gilt der mittlerweile 51-Jährige als eine Art Guy Ritchie des Ruhrpotts. Die Unna-Trilogie, zu der neben „Bang Boom Bang“ auch „Was nicht passt, wird passend gemacht“ und „Goldene Zeiten“ gezählt werden, gehörte denn auch lange zu seinen wohl bekanntesten Werken, bis Thorwarth vor zwei Jahren bei Netflix den Action-Horrorfilm „Blood Red Sky“ vorlegte, der zum weltweiten Hit für den Streamingdienst wurde. Netflix hat daraufhin auch Thorwarths nächstes Projekt finanziert: „Blood & Gold“. Und obwohl die Story auf den ersten Blick wenig mit Thorwarths früheren Werken zu tun hat, spielt der Regisseur ab der Mitte des Films nach einem Drehbuch von Stefan Barth auch hier seine erzählerischen Stärken aus. Leider ein wenig zu spät, um aus „Blood & Gold“ noch einen richtig guten Film zu machen.

Denn der Beginn, mit seinen harten Actionsequenzen und humorlosen Toden, setzt für das Publikum andere Duftmarken, als die zweite Hälfte dann einlöst. Obwohl die Grundidee um Soldaten, die zum Ende des Zweiten Weltkriegs mehr Interesse am eigenen Reichtum als am Ausgang der Gefechte haben, bereits mehrfach erzählt wurde, haben Filme wie „Stoßtrupp Gold“ oder „Renegades“ eins gemeinsam: So ganz ernst gemeint sind die Storys nicht. Das Katz-und-Maus-Spiel verschiedener Interessensgruppen, die alle aus ganz unterschiedlichen Motiven hinter dem Gold her sind, eignet sich einfach zu gut für einen bösen, schwarzen und staubtrockenen Humor. Den hat Thorwarth in seiner Unna-Trilogie zur Genüge bewiesen, und den beherrscht er auch in der zweiten Hälfte von „Blood & Gold“ virtuos.  

Gelungenes Schauspiel

Dass die dunklen Pointen sitzen, verdankt Thorwarth zu einem guten Teil auch seinem Cast. Während Hauptdarsteller Robert Maaser sich Männlichkeitsduelle mit Florian Schmidtke als fiesem SS-Mann liefert und lediglich einen guten Schlussgag beiträgt, sind die Nebenfiguren wie Jochen Nickel als ungewöhnlicher Priester und Jördis Triebel als gierige Dorfbewohnerin Sonja für die Lacher zuständig, die zarten Gemütern aber hin und wieder im Hals steckenbleiben dürften.

Und Alexander Scheer, in Thorwarths „Blood Red Sky“ noch als Terrorist eine eher peinliche Kinski-Parodie, darf hier als vom Krieg gezeichneter SS-Anführer ruhiger agieren und seinem Charakter bei aller Bösartigkeit einen Hauch von Tragik verleihen, was Rolle und Film durchaus guttut.

Ein krasser Bruch in der Tonalität

Aber auch die Darsteller können nicht verhindern, dass „Blood & Gold“ in zwei Hälften zerfällt. Da ist die erste, humorfreie Hälfte, die sich bei aller Action auch für Dinge wie „unwertes Leben“ während der Nazizeit interessiert und die Geschichte des an Down-Syndrom leidenden Paule thematisiert, dessen Schwester Elsa dem Helden früh das Leben rettet. Und dieser wiederum entpuppt sich als Kriegsheld wider Willen, der bereits seit Jahren auf den Schlachtfeldern Europas unterwegs ist und dafür einen hohen Preis bezahlen musste. Hier passt kein Humor, und das weiß auch Peter Thorwarth. Entsprechend grimmig erzählt der Regisseur diese Teile seiner Geschichte. Um dann mehr oder weniger abrupt in die schwarzhumorige Goldgier-Story zu kippen. Diesen offenkundigen Bruch der Tonalität im Drehbuch vermag der Regisseur im weiteren Verlauf des Films nicht mehr zu kitten.

Sergio Leones Western-Klassiker „Zwei glorreiche Halunken“ diente Thorwarth und Autor Barth offenkundig als großes Vorbild. Dieser Film schaffte es, den lakonischen Ton und den düsteren Humor vom Anfang bis zum Ende durchzuhalten. „Blood & Gold“ verbeugt sich in mehr als nur einer Szene vor dem Meisterstück Leones – und schickt auch noch einen Gruß an Regie-Legende Walter Hill. Aber Thorwarths Versuch, eine Art „Glorreiche Halunken mit Nazis“ zu drehen, gelingt eben nur in Teilen. Und diese Unebenheit der Erzählung nimmt dem Film einiges von seiner durchaus vorhandenen Härte und emotionalen Wucht. So ist „Blood & Gold“ zwar immer unterhaltsam, aber er verharrt auch in Oberflächlichkeit, wo er durchaus Tiefe hätte erreichen können. Statt den Mut zu haben, dort nachzusetzen, setzt Thorwarth lieber auf einen Lacher. Und das Publikum ahnt: Hier wäre mehr möglich gewesen als das.

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