Rebel Moon - Teil 2: Die Narbenmacherin

Abenteuer | USA 2024 | 122 Minuten

Regie: Zack Snyder

Im zweiten Teil des Weltraum-Abenteuerfilms muss die Heldin gemeinsam mit fünf Kriegern ihr Dorf vor dem Zorn des imperialen Admirals beschützen, der bereits besiegt schien. Einmal mehr entfaltet sich der Film als Abklatsch bekannter Vorbilder, wobei nicht zuletzt Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ abgekupfert wird. Zack Snyders Vision von einem „Star Wars für Erwachsene“ erschöpft sich wieder in generischen Handlungshülsen und weitgehend flachen Figuren, die aber etwas mehr Raum zur Entfaltung bekommen; außerdem herrscht nach einem zähen Auftakt weniger Handlungsleerlauf als im Vorgänger. Science-Fiction-Liebhaber dürften trotzdem erst bei der finalen Materialschlacht auf ihre Kosten kommen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
REBEL MOON - PART TWO: THE SCARGIVER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Grand Electric/The Stone Quarry
Regie
Zack Snyder
Buch
Shay Hatten · Kurt Johnstad · Zack Snyder
Kamera
Zack Snyder
Musik
Tom Holkenborg
Schnitt
Dody Dorn
Darsteller
Sofia Boutella (Kora) · Michiel Huisman (Gunnar) · Ed Skrein (Atticus Noble) · Djimon Hounsou (Titus) · Doona Bae (Nemesis)
Länge
122 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Abenteuer | Action | Drama | Science-Fiction
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Fortsetzung der Weltraumsaga: Die Heldin und ihre Krieger-Freunde müssen ihr Dorf vor der Rache des Imperiums schützen

Diskussion

Seit Dezember 2023 zerbrechen sich Zuschauer darüber den Kopf, was Zack Snyder mit der Weltraum-Seifenoper „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ eigentlich vorhatte. Ein eigenes „Star Wars“ wie einst George Lucas kreieren, unterfüttert mit der Heldenteam-Blaupause nach Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“: Unermüdlich betete Snyder dieses selbstauferlegte Credo in jedem Interview herunter. Das Resultat war ein Film wie ein Frankenstein’sches Monstrum. Haut und Organe stammen aus popkulturellen Grabraubzügen, stümperhaft zusammengesetzt mit Slow-Motion-Garn und CGI-Klebestift, ohne Seele, ohne Hirn. Die Resonanz war desolat; das, woraus ein ganzes Filmuniversum werden sollte, schien schon wieder beerdigt. Doch da die Abrufzahlen stimmten (fast 24 Millionen bei Netflix in der ersten Woche), bekam die parallel abgedrehte Fortsetzung grünes Licht.

Und so kehren Kora und die fünf weiteren Krieger, um die Teil 1 kreiste, nun nach dem vermeintlichen Sieg über Admiral Noble nach Veldt zurück, um dort mit den Dorfbewohnern zu feiern. Doch der Friede währt nur kurz: Noble hat den Kampf überlebt und sinnt auf Rache an der „Narbenmacherin“ Kora. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern klügelt sie einen Schlachtplan aus, um das Dorf gegen die Rache des Imperiums zu wappnen. Doch die Wahrheit über den Tod der Königsfamilie holt Kora bald wieder ein.

Liebloser Zitatereigen geht weiter

„Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ macht nahtlos da weiter, wo der Vorgänger-Film aufhörte: Die sechs glorreichen Held:innen setzen ihren Ritt durch die Getreidefelder fort, den der Abspann des Vorgängers unterbrochen hatte. Doch die nächste Gefahr schwebt bedrohlich über dem Dorf, denn es ist klar: Snyder ist noch längst nicht fertig und schwingt sich beim Zitieren aus seinem persönlichen Nostalgie-Kanon einmal mehr zu ungeahnten Höhen auf. Die erste Begegnung der sechs Krieger mit den traumatisierten Dorfbewohnern ist beinahe vollständig von Kurosawas „Die sieben Samurai“ abgekupfert.

Der japanische Filmemacher hielt das Misstrauen der Landmenschen gegenüber ihren vermeintlichen Rettern stets präsent, zu tief saß der Schmerz von Ausbeutung und Vergewaltigung durch die Krieger des Landesfürsten. Snyder therapiert die anfängliche Scheu seiner Bauern nun mit einer unerwarteten Maßnahme aus der Personalentwicklung: Team Building.

Wie ein epischer Landwirtschaftssimulator

Der ehemalige Räuber und Trunkenbold General Titus (Djimon Hounsou) überzeugt die zögernden Landmenschen kurzerhand, ihre Ernte innerhalb von drei Tagen einzuholen und sich so ein mächtiges Druckmittel gegen die hungrigen Invasoren zu verschaffen. So kommt es, dass Snyder das erste Filmviertel mit Feldarbeit füllt. Natürlich packen die Krieger fleißig an beim Senseschwingen und Strohbinden. Da in der Zwischenzeit nichts passiert, außer dass der wiedergeborene Admiral Noble (Ed Skrein) mit seinem Kampfgeschwader sowie ungesund hohem Blutdruck durch den Weltraum düst, beginnt der Film eher wie ein epischer Landwirtschaftssimulator. Um dieser handlungsirrelevanten Lächerlichkeit die Krone aufzusetzen, dreht Snyder zudem noch fleißig am Slow-Motion-Regler. Und Bauern knapp 30 Minuten dabei zu beobachten, wie sie in Zeitlupe Getreide bei sengender Hitze absensen, liest sich selbst auf dem Papier erwartbar einschläfernd.

Immerhin gibt Snyder hier zwischen vielen schlecht rezitierten Anspielungen auf Darth Vader und Julius Caesar seinen Figuren ein klein wenig mehr Raum zum Atmen. Insbesondere Sofia Boutella als Kora darf nun ihre verschwiegene Vergangenheit etwas emotionaler ausarbeiten und sich zeitgleich einer Liebelei mit Michiel Huisman hingeben, dessen Figur Gunnar durch das Erlebte vom fremdschämigen Sidekick zum ebenbürtigen Kämpfer gewachsen ist. Dass die Körperlichkeit der beiden nur angedeutet bleibt, ist wohl der Schnittfassung geschuldet. Denn Snyder kündigte für „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ wie bereits für Teil 1 an, noch eine längere und ungeschnittene Filmfassung mit mehr Gewalt und Sex zu veröffentlichen.

Ein Trost für B-Film-Enthusiasten

Ausufernde Peinlichkeiten wie im Vorgänger erspart sich Snyder zudem dadurch, dass er seinen Figuren fast durchgängig etwas zu tun gibt. Ob Kampftraining mit den Bauern oder die abschließende Bombastschlacht: Je weniger in „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ jemand redet, umso erträglicher wird das Ganze. Selbst der karge Planet Veldt als einziger Handlungsort entpuppt sich als die richtige Entscheidung, anstatt sich wie im Vorgänger von einer generischen CGI-Welt zur nächsten zu schwingen. Eine epische Schlacht wie weiland in „Das Imperium schlägt zurück“ zwischen Rebellen und Imperium auf Hoth entbrennt zwar nicht, jedoch knallt es im letzten Drittel an allen Ecken und Enden. Das stets gefürchtete Imperium um Regent Balisarius bleibt weitgehend ein tatenloses Schreckgespenst, das nur durch den Schauspieler Ed Skrein greifbar wird, der General Noble mit einer Mischung aus beeindruckender Physis und messianischem Größenwahn ausstattet.

Nach zwei Stunden generischen Leidens, Liebens und Landwirtschaftens stellt sich immerhin eine tröstende Erkenntnis ein. Mit seinem „Rebel Moon“-Universum hat Snyder zwar seine Vision, ein eigenes „Star Wars für Erwachsene“ zu kreieren, um Lichtjahre verfehlt, jedoch durch seine Beharrlichkeit und naiven Enthusiasmus ein hunderte Millionen schweres B-Movie mit trashigem Charme geschaffen, das wie einst Rip-off-Perlen à la „Sador – Herrscher im Weltraum“ oder „Star Crash – Sterne im Duell“ auch seine Liebhaber finden könnte.

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