Fantasy | USA 2024 | Minuten

Regie: Alex Garcia Lopez

Eine weitere Serie aus dem „Star Wars“-Kosmos erzählt aus der Zeit vor dem Aufstieg des Imperiums, als die Jedi-Ritter noch für Recht und Ordnung in der Galaxie sorgten. Doch Attentate gegen hochrangige Jedi-Ritter bedrohen das Zeitalter des Friedens. Eine junge Mechanikerin gerät durch ihre Ähnlichkeit mit einer Attentäterin in Verdacht und taucht mit Hilfe eines Jedi-Meisters in die Geheimnisse ihrer Vergangenheit ein. Die Serie versucht sich an einer moralisch vielschichtigen Story und stellt das positive Bild der Jedi in Frage, verfällt jedoch immer wieder in simple Muster. Zudem gelingen nur wenige bildträchtige Momente jenseits einiger gelungener Actionsequenzen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE ACOLYTE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Lucasfilm/Disney
Regie
Alex Garcia Lopez · Leslye Headland · Kogonada · Hanelle M. Culpepper
Buch
Leslye Headland · Jason Micallef · Kor Adana · Charmaine DeGrate · Jasmyne Flournoy
Kamera
James Friend · Chris Teague
Musik
Michael Abels
Schnitt
Miikka Leskinen
Darsteller
Amandla Stenberg (Mae) · Lee Jung-jae (Sol) · Dafne Keen (Jecki Lon) · Joonas Suotamo (Kelnacca) · Rebecca Henderson (Vernestra Rwoh)
Länge
Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Fantasy | Science-Fiction
Externe Links
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Serie aus dem „Star Wars“-Kosmos über die Blütezeit der Jedi-Ritter, in der eine Mechanikerin den Spuren ihrer geheimen Vergangenheit folgen muss.

Diskussion

Eines Tages erhält, in einer weit, weit entfernten Galaxie, Luke Skywalker das Lichtschwert seines Vaters. Er wird Geschichten über „Klonkriege“, „Jedi-Ritter“ und „die Macht“ hören. In diesem Augenblick aus dem historisch ersten „Star Wars“-Film von 1977 wird aus bloßer Science-Fiction eine lebendige Mythologie. Die Galaxie wird mit Geschichten durchsetzt und mit Zauber verwoben: „Über 1000 Generationen lang sind die Jedi-Ritter in der Alten Republik die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit gewesen. Bevor es dunkel wurde in der Welt, vor dem Imperium.“

Vom Aufstieg und Fall des galaktischen Imperiums war im „Star Wars“-Kosmos ausführlich die Rede, doch die Hochphase der Jedi-Ritter spielte sich jenseits der Filme und Serien ab. Die Serie „The Acolyte“ will das nun ändern. Sie spielt in der Zeit vor dem Imperium, als die Jedi den Frieden im Universum noch bewahren, auch wenn sich der Anfang vom Ende in Visionen eines lodernden Feuers manifestiert, das alles verschlingt. Doch ist das wirklich ein Flammensturm der Vernichtung, wie ihn die Jedi vorhersehen, oder nicht doch ein Leuchtfeuer der Aufklärung?

Der Weg des Samurai

Während „The Mandalorian“ eine Hommage an das Western-Genre ist, möchte „The Acolyte“ Erinnerungen an den Eastern wecken. Es beginnt in einer entlegenen Taverne, in der eine Attentäterin eine Jedi-Meisterin zum Kampf herausfordert. Kleidung, Waffen und Kampfstil der Angreiferin erinnern an Ninjas, während die Jedi den klassischen Samurai entsprechen. Im folgenden Kung-Fu-Kampf ist auch Magie erlaubt. Kein Zufall ist, dass Carrie-Anne Moss, die schon in „Matrix“ Science-Fiction und Martial Arts auf ikonische Weise verbunden hat, in dem actionlastigen Prolog die Jedi-Robe anlegt. Doch solche kreativen Actioneinlagen sind seltene Highlight, die es nur alle paar Episoden gibt. Denn vornehmlich geht es in „The Acolyte“ um Schuld, Sühne und Geheimnisse.

Im Zentrum der Geschichte steht Osha (Amandla Stenberg), die vor einiger Zeit den Jedi-Orden verlassen hat und sich als Mechanikerin durchschlägt. Sie sieht der Attentäterin zum Verwechseln ähnlich. Die Frage, ob das ein Zufall, ein Traum oder eine Intrige ist, stellt das erste von vielen Rätseln der Serie dar. Um ihre Unschuld zu beweisen, wird Osha von ihrem alten Meister Soi (Lee Jung-jae) sowie zwei Jedi-Padawane unterstützt. Gemeinsam folgen sie einer Spur voller Rätsel, an der sich die Serie im Episodentakt abarbeitet. Dabei stellt sich bald heraus, dass der Schlüssel in Oshas Vergangenheit liegt. Der Verdacht drängt sich ein, dass die Jedi eine sehr eigenwillige Auffassung von „Friede und Ordnung“ haben könnten.

Zwischen Mythos und Modernisierung

Die Themen, die in „The Acolyte“ angeschnitten werden, sind für die „Star Wars“-Reihe nicht untypisch. Es geht um die Dualität von Gut und Böse, um Unterdrückung und Machtmissbrauch. Doch der Umgang mit diesen Aspekten hat sich verändert. Die Idee, dass die Jedi „die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit“ sind, funktionierte in den „Star Wars“-Filmen vor allem deshalb, weil sie auf Märchen und Sagen beruhten. Es gab die helle und die dunkle Seite der Macht, den Sündenfall und die Rehabilitation. Die Grenze, die dabei überschritten wird, ist klar gezogen.

In „The Acolyte“ werden diese Unterscheidungen aber diffuser. Der Mythos weicht einer realeren Botschaft, nämlich, dass ein Orden, der mehr oder weniger als intergalaktische Superpolizei agiert, nicht durchweg selbstlos sein kann. Unterdrücken die Jedi jede Nutzung der Macht außerhalb ihrer eigenen Reihen? Entführen sie gar Kinder, um ihren Nachwuchs zu sichern? Haben sie im wahrsten Sinne des Wortes ein Machtmonopol, dass sie schützen wollen?

Die Frage, wie weit die Jedi gehen können und müssen, um das Schicksal des Universums zu lenken, ist der interessanteste Aspekt von „The Acolyte“. Der große Paradigmenwechsel, der das Wesen der Jedi kritisch hinterfragt, bleibt jedoch aus. Denn die aufgeworfenen Fragen erzeugen zwar Grauzonen, folgen in den Lösungen jedoch wieder einer klaren Schwarz-Weiß-Logik. In dieser Hinsicht erinnert das Erzählmuster von „The Acolyte“ an Stoffe wie „Maleficent“, die auch kein Interesse haben, sich an komplexen Moralfragen abzuarbeiten, sondern einfach die Guten böse und die Bösen zu Missverstandenen machen.

Lichtschwerter auf Sparflamme

Obwohl „The Acolyte“ hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleibt, gibt es viele spannende und unterhaltsame Momente. Amandla Stenberg muss als Osha zwar nicht nur gegen Jedi, sondern auch mit holprigen Dialogen kämpfen, schlägt sich dabei aber wacker. Die Kampfsequenzen sind echte Highlights. Dennoch schleicht sich das berühmte „miese Gefühl“ ein, das viele Figuren im „Star Wars“-Universum haben. In „The Acolyte“ sollen die Zuschauer in eine Zeit entführt werden, die sie noch nie gesehen haben. Doch meistens führt die Serie nur auf einförmige Sets, auf denen eine Handvoll Statisten Leben stimulieren sollen. Dass ein halbes Dutzend Personen in braunen Roben herummarschiert, fühlt sich aber nicht wie eine neue Epoche an, sondern eher wie eine ungenutzte Szene aus „Die dunkle Bedrohung“. Die neuen Elemente der Mythologie sind in ihren Ansätzen zwar interessant, doch in ihrer Umsetzung ziemlich abgegriffen. Selbst die zahlreichen Wendungen wirken weniger wie fundierte Story-Entscheidungen, sondern eher wie Gesprächsfutter für Social Media. Es mangelt nicht an Ideen, aber an Magie.

In seinen schönsten Momenten gelang es der „Star Wars“-Welt, ein ganzes Universum zu imaginieren. Manchmal auch schlicht dadurch, dass ein alter Mann einem staunenden Jungen die Geschichte über Jedi-Ritter und Klonkriege erzählte. Diesen Funken, die seit Jahren im Kopfkino der Fans lodern, wären die Chance gewesen, eine ganze Welt in Brand zu setzen. Doch das Feuer, das in „The Acolyte“ entzündet wird und vor dem sich die Jedi fürchten, ist weder zerstörend noch säubernd – sondern kalkuliert. Es ist lediglich die Illusion von Aufbruch und Gefahr und lodert auf Raumtemperatur vor sich hin, damit das Wohnzimmer hell wird und die Fernsehcouch gemütlich warm bleibt.

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