D'Artagnans Tochter

Abenteuer | Frankreich 1994 | 129 Minuten

Regie: Bertrand Tavernier

Die Tochter des legendären Musketiers D'Artagnan kommt einer Verschwörung gegen Ludwig XIV. auf die Spur. Sie bittet ihren Vater um Hilfe, der daraufhin seine ehemaligen Weggefährten reaktiviert. Eine von leichter Ironie getragene Hommage an das "Mantel-und-Degen"-Genre, die sich ganz auf die schauspielerischen Glanzleistungen ihrer Protagonisten verläßt und geschickt die Balance zwischen Komik und Romantik hält. - Sehenswert ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
LA FILLE D'ARTAGNAN
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Ciby 2000/Little Bear/TT 1 Films/BNP Images/Canal +
Regie
Bertrand Tavernier
Buch
Michel Léviant · Jean Cosmos · Bertrand Tavernier
Kamera
Patrick Blossier
Musik
Philippe Sarde
Schnitt
Ariane Boeglin
Darsteller
Sophie Marceau (Eloise D'Artagnan) · Philippe Noiret (D'Artagnan) · Sami Frey (Aramis) · Jean-Luc Bideau (Athos) · Raoul Billerey (Porthos)
Länge
129 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Abenteuer | Historienfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Eine frühere Auflage, die inzwischen nicht mehr erhältlich ist, besitzt kein DTS-Tonformat.

Verleih DVD
e-m-s (1.78:1, DD5.1 dt., DTS engl.)
DVD kaufen

Diskussion
Nach dem Dumas-Roman "Der junge Herr D'Artagnan" entstand schon 1950 ein Film über einen Nachkommen des bekanntesten Musketiers: "II Figlio Di D'Artagnan" ("Mönch und Musketier", fd 2443). Schon damals reifte der Gedanke D'Artagnan eine (literarisch nicht belegte) Tochter anzudichten. Jahrzehnte später wurde der Plan nun realisiert. Die Geschichte variiert im Grunde nur Dumas' Vorlage vom jungen D'Artagnan": Aus dem Dominikanernovizen, der die Ermordung seines Oberen rächt und eine Verschwörung am französischen Hof aufdeckt, ist die Novizin Eloise geworden, die mit ansehen muß, wie ihre Oberin von den Schergen einer geheimnisvollen "Dame in Rot" niedergestochen wird, weil sie einen ins Kloster geflüchteten schwarzen Sklaven versteckt hält. Als Eloise eine von dem Verfolgten mit Blut verschmierte "Wäscheliste" findet. glaubt sie, einen codierten Geheimplan zur Ermordung von Louis XIV. in Händen zu halten. In Männerkleidern macht sie sich auf den Weg nach Paris, um ihren Vater um Hilfe zu bitten. Unterwegs trifft sie den wegen seiner Schmähschriften auf den machthungrigen Kardinal Mazarin verfolgten Dichter Quentin, der ihr sogleich sein Herz und ein Liebesgedicht schenkt. D'Artagnan ist wenig erbaut von dem Vorhaben seiner Tochter und verweigert erst einmal seine Unterstützung. So schleicht sich Eloise allein ins Königsschloß, durchschaut aber schnell Mazarins Machenschaften und verschwindet wieder, ohne ihm das "Geheimdokument" anvertraut zu haben. Mazarin läßt sie verfolgen, und seine Wachen erbeuten tatsächlich ein Schriftstück - aber es ist Quentins Gedicht. D'Artagnan rekrutiert seine ehemaligen Weggefährten Porthos und Aramis, um der "Botschaft" der "Wäscheliste" auf die Spur zu kommen. Die geheimnisvolle "Dame in Rot" entpuppt sich als Eglantine de Rochefort, Geliebte des Duc de Grasse, der nicht nur einen Sklavenhandel betreibt, sondern sich auch den Monopol vertrieb für Kaffee sichern und den König beseitigen will. Als Eglantine Eloise kidnappt, beschließt Crassac, Eloise zu heiraten. Mittlerweile haben die drei Musketiere ihren totgeglaubten Kumpel Athos wiedergefunden, der als Geheimchef für Mazarin arbeitet - und gemeinsam, immer begleitet von Quentin, machen sie sich auf, den Schurken das Handwerk zu legen. Eloise hat sich unterdessen mit Eglantine verbündet, und so sieht sich Crassac plötzlich von allen Seiten "umzingelt".

Bertrand Tavernier versucht nicht, die tempogeladene Eleganz von George Sidneys "Die drei Musketiere" (fd 530), die beschwingte Leichtigkeit von Jean-Paul Rappeneaus "Musketier mit Hieb und Stich" (fd 18 019) oder gar die ironische Vitalität von Richard Lesters "Musketier-Trilogie" zu kopieren. Er bleibt seinem ganz auf die Schauspieler konzentrierten Inzenierungsstil treu und erlaubt sich nur über die Charakterisierung der Figuren eine ironische Brechung der Geschichte. Philippe Noiret gibt einen wunderbar phlegmatischen D'Artagnan, der mehr an seine Gaumenfreuden als an das Wohl seiner Tochter denkt. Der Witwer Porthos verläßt nur ungern sein Bügelbrett, zumal ihn Rheuma quält. Aramis, zum Bischof aufgestiegen, ist immer noch der den Fleischesfreuden nicht abgeneigte Charmeur. Und Athos trägt seine Augenbinde mal rechts, mal links, um das jeweils andere Auge zu "schonen". Wenn Tavernier seine abgetakelten Helden ins Getümmel schickt, macht er das mit soviel choreografischer Fantasie, daß die Fechtszenen trotz der Behäbigkeit der Musketiere äußerst unterhaltsam wirken. Der verfressene Kind-König, der verschlagene Mazarin, der dummdreiste Duc de Crassac (brillant: Claude Rich), sie alle dienen Tavernier zu bösartigen Seitenhieben auf die Selbstgefälligkeit des Adels und seinen Hang zu politischen Intrigen. Und zwischen allen schwebt Sophie Marceau, die mit ihrer zurückhaltenden Schauspielkunst der Rolle nie mehr Bedeutung aufdrängt, als sie hat, die dem Film aber immer wieder einen romantischen Touch verleiht, der mit der bärbeißig-ironischen Art ihres (Film-)Vaters Noiret korrespondiert. Nils Tavernier bleibt auch diesmal wieder den Beweis seines schauspielerischen Talents schuldig. Der zeitgenössischen optischen Detailtreue hat Philipp Sarde einen Soundtrack unterlegt, der durch die Verbindung von barocken und modernen Rhythmen geschickt mit der komischromantischen Grundstimmung der Inszenierung korrespondiert.
Kommentar verfassen

Kommentieren