Wie Licht schmeckt

Drama | Deutschland 2006 | 87 Minuten

Regie: Maurus vom Scheidt

Ein Heranwachsender entdeckt anlässlich seines 14. Geburtstags drei Tage lang München, wobei er einer blinden 17-Jährigen begegnet, die unter seiner Anleitung das Licht "schmecken lernt". Eine lediglich in Details einfühlsam gestaltete Coming-of-Age-Geschichte um erste Liebes- und Selbsterfahrungen, die Geist und Atmosphäre der poetischen Romanvorlage nicht umzusetzen weiß. Inszenatorisch weitgehend enttäuschend, beeindruckt allenfalls die souverän spielende Hauptdarstellerin. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
naked eye filmprod./Moviepool/Friedrich Ani/BR
Regie
Maurus vom Scheidt
Buch
Maurus vom Scheidt · Stefan Knösel
Kamera
Bogumil Godfrejów
Musik
Oliver Thiede
Schnitt
Matthias Thönnissen
Darsteller
Leo Zirner (Lukas) · Anya Deubel (Sonja) · Sarah Franke (Vanessa) · Kirsten Block (Katrin) · Peter Weiss (Max)
Länge
87 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
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Diskussion
„Das ist das schönste Abendlicht der Stadt. Das ist so schön, dass man es schmecken kann.“ Dies sagt Lukas’ Mutter, als sie ihrem Sohn den Sonnenuntergang in Münchens Maximilianstraße zeigt. Man ahnt, dass diese poetische Metapher fortan eine wichtige Rolle spielen wird. Am Ende wird Lukas, der sich zu seinem 14. Geburtstag drei Tage München „schenkt“, die 17-jährige blinde Sonja das Licht schmecken lassen und damit das Kapitel einer ersten Liebes- und Selbsterfahrung abschließen. Maurus vom Scheidt hat bei seinem Spielfilmdebüt einige Mühe, die Poesie der sensiblen literarischen Vorlage in filmische Bilder umzusetzen, dies vor allem, weil sein gemeinsam mit Stephan Knösel geschriebenes Drehbuch den Roman von Friedrich Ani nie in den Griff bekommt. Was Knösel und vom Scheidt hier erzählen, hat höchstens den Atem für einen Kurzspielfilm. Hinzu kommen mancher papieren klingender Dialog und einige holprig ins Geschehen einbebaute Nebenhandlungen und Figuren, etwa Lukas’ Begegnung mit zwei „Hippies“ und die Abenteuer mit einem Macho-Klassenkameraden. Ein unglückliches Händchen hatte die Produktion auch bei der Auswahl einiger wichtiger Mitarbeiter. Der polnische Bildgestalter Bogumil Godfrejow verfällt, wie ansatzweise auch schon bei Hans-Christian Schmidts „Lichter“ (fd 36 069), seiner Vorliebe für den Einsatz der Handkamera. Weil sich Maurus vom Scheid obendrein für das kinoträchtige CinemaScope-Format entschieden hat, dessen bildästhetische Vorgaben er aber selten umzusetzen versteht, wirkt die bewegliche Kamera ganz besonders als störende „Wacklelei“. Schließlich zerstört der kompositorisch enttäuschende Soundtrack von Oliver Thiede selbst so einfühlsam inszenierte Liebesszenen wie die zwischen Lukas und Sonja mit seinen (Horror-)Klängen à la John Carpenter. Eine Fallhöhe besteht auch zwischen der souverän spielenden Anya Deubel und dem (sprachlich) überforderten Leo Zirner, der noch nicht erahnen lässt, ob er je in die Fußstapfen seines Vaters August Zirner, einem der meistbeschäftigten Fernsehstars, passen wird. Letztlich glaubt man nie so richtig, dass sich die schon erwachsen wirkende Sonja in den noch pubertierenden Lukas verliebt – auch wenn er schon Becketts „Warten auf Godot“ liest. So bleibt unterm Strich eine nur in vielversprechenden Ansätzen interessante Coming-of-Age-Geschichte.
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