Laggiù qualcuno mi ama

Dokumentarfilm | Italien 2023 | 128 Minuten

Regie: Mario Martone

Ein dokumentarisches Porträt über den italienischen Schauspieler und Komiker Massimo Troisi (1953-1994), der in Deutschland vor allem durch seine Rolle in „Der Postmann“ und seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Ettore Scola bekannt wurde. Der Film zeichnet Troisis Lebensweg und -werk nach, beleuchtet seine Wurzeln in der neapolitanischen Komödientradition und sein filmisches Schaffen vor und hinter der Kamera. Eine gelungene Würdigung an einen vielseitigen Künstler und eine Einladung, sein Werk neu zu entdecken. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
LAGGIÙ QUALCUNO MI AMA
Produktionsland
Italien
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Indiana Production/Medusa Film
Regie
Mario Martone
Buch
Mario Martone · Anna Pavignano
Kamera
Paolo Carnera
Schnitt
Jacopo Quadri
Länge
128 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm | Dokumentarisches Porträt
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Dokumentarisches Porträt des italienischen Schauspielers Massimo Troisi (1953-1994), der in Deutschland vor allem durch seine Rolle in „Der Postmann“ und seine Zusammenarbeit mit Ettore Scola bekannt wurde.

Diskussion

In Deutschland kennt man den italienischen Schauspieler Massimo Troisi (1953-1994) vor allem durch seine Filme für Ettore Scola: „Wie spät ist es?“ (1989), „Splendor“ (1989) und „Die Reise des Capitan Fracassa“ (1990). Nicht zu vergessen Michael Radfords „Der Postmann“ (1994), Troisis letzten Film. Doch da ist noch mehr. Nicht nur, dass Troisi in Italien als Komiker, ob auf der Bühne oder im Film, überaus beliebt war. Troisi hat auch selbst Filme inszeniert, fünf Stück immerhin, alle geschrieben mit seiner damaligen Lebensgefährtin Anna Pavignano, sogar auch dann noch, als sie privat nicht mehr zusammen waren.

Nun hat der italienische Regisseur Mario Martone in dem anspruchvollen und aufschlussreichen Dokumentarfilm „Laggiù qualcuno mi ama“ dem Leben und Werk von Troisi nachgespürt. Dabei stützt er sich auf unveröffentlichte Filmausschnitte und Interviews mit Freunden und Kollegen.

Temperamentvoll, mit lautem Dialekt

Troisi wurde am 19. Februar 1953 in San Georgio a Cremano in der Nähe von Neapel geboren. Damit ist auch schon die Kraft seines Humors vorgegeben: temperamentvoll, gestenreich, lebendig, laut, mit starkem Dialekt. Für Martone ist klar, dass Troisi einer der größten Komiker Italiens ist, durchaus mit dvergleichbar. Der Dokumentarfilm verfolgt sein Lebenswerk von den ersten Schritten auf dem Theater mit seinen Freunden Lella Arena und Enzo Decaro über ihre gemeinsamen Auftritte im Fernsehen bis zu seinem Filmdebüt mit „Ricomincio da tre“ im Jahr 1980, einem Low-Budget-Film, der in nur sechs Wochen gedreht wurde und in Italien mehr Geld einspielte als „Das Imperium schlägt zurück“.

Als Schauspieler war Massimo Troisi in „No grazie, il caffé mi rende nervoso“ (1982) zu sehen; zusammen mit Roberto Benigni dreht er 1984 das kleine Meisterwerk „Die Lucky Boys“ über zwei Freunde, die versehentlich im Mittelalter landen und so etwas wie einen Kulturschock erleben. Mit „Le vie del signore sono finite“ inszenierte er einen der erfolgreichsten Filme des Jahres 1987 in Italien. Für „Wie spät ist es?“ (1989) gewann er die „Coppa Volpi“ beim Filmfestival von Venedig, zusammen mit Marcello Mastroianni.

Interessant ist auch Troisis Zusammenarbeit mit dem neapolitanischen Rock-Musiker Pino Daniele, der den Soundtrack für „Pensavo fosse amore invece era una calesse“ (1991) komponiert hatte. Martone zeigt ausführliche Filmclips, er lässt Weggefährten und Bewunderer zu Wort kommen, daneben präsentiert er Archivbilder aus dem Alltagsleben von Neapel sowie unveröffentlichtes Material aus Tagebüchern und Notizen mit Ideen und Zeichnungen.

Ein außergewöhnlicher Mensch

So entsteht allmählich das Porträt eines außergewöhnlichen Menschen und Künstlers. Troisi war komisch und melancholisch zugleich, dabei von einer Zerbrechlichkeit, die Martone an Antoine Doinel aus den Truffaut-Filmen erinnert. Ein unvermuteter Berührungspunkt mit der Nouvelle Vague. Wichtig ist auch das Männlichkeitsbild, das Troisi transportiert. Während Komiker wie Vittorio Gassman oder Alberto Sordi stets die großen Verführer waren, verkörpert Massimo Troisi den unsicheren Mann, der in Gegenwart von unabhängigen Frauen verlegen wird. Ein ganzes Arsenal von Übersprungshandlungen macht seinen Gestenreichtum aus; berühmt wurde vor allem das ständige Berühren der Augenbraue.

Massimo Troisi hat zeitlebens an einem schwachen Herzen gelitten. Eigentlich hatte er sich 1994 einer Herztransplantation unterziehen sollen. Doch er wollte noch die Dreharbeiten zu „Der Postmann“ beenden. Er starb kurz darauf, am 4.Juni 1994

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