Lexikon des Internationalen Films
Radikalenerlass: Das „Kuratorium“ und die FFG-Novelle
Das Kuratorium junger deutscher Film wurde 1965 während
des Aufbruchs im bundesdeutschen Kino gegründet und war trotz schwankender
finanzieller Unterstützung durch die Politik jahrzehntelang ein bedeutendes
Mittel in der Nachwuchsförderung. Bei den Planungen für das neue Filmförderungsgesetz
(FFG) droht das Kuratorium jetzt aber schweren Schaden zu nehmen. Denn durch das
angedachte Fördermodell würde das Kuratorium zum Lieferservice für die
Filmwirtschaft degradiert.
Von Lars Henrik Gass und Dietrich Leder
We don’t need no education: Zur Filmbildung in Deutschland
„Filmbildung“ wird in Deutschland gern von Politikern, Pädagogen und Film-Interessenverbänden im Mund geführt und ist als Ziel auch gesetzlich verankert. Mit dem Begriff ist aber allzu oft nur eine verschulte Filmlehre und die Zucht eines künftigen zahlenden Publikums gemeint; von einer wirklichen Vermittlung der Filmkunst kann keine Rede sein. Für diese bräuchte es weniger Vorschriften als vielmehr offene Räume, die Entdeckungen erlauben, und die Bereitschaft, sich auch ohne Vorbildung Filmen auszusetzen.
Von Lars Henrik Gass
Ein Herz für Filme
Die erneute Verschiebung der Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG) macht offensichtlich, was die Spatzen von den Dächern pfeifen: dass die strukturelle Krise des Kinos unübersehbar geworden ist. Mit dem Aufschub aber wird wertvolle Zeit verschenkt, die nötig wäre, das Unaufhaltsame in einen geordneten Prozess zu überführen.
Von Lars Henrik Gass
Gott behüte mich, einen einfachen Film zu machen! Pier Paolo Pasolini & Gideon Bachmann
Von
1963 an besuchte der Filmkritiker Gideon Bachmann immer wieder den italienischen Regisseur Pier Paolo Pasolini und führt mit ihm
lange, persönliche Gespräche. Deren Aufzeichnungen werden
jetzt in Deutschland erstmals zugänglich. Sie umfassen Pasolinis gesamtes Filmschaffen und zeichnen seine beispiellose intellektuelle
Radikalisierung nach.
Von Lars Henrik Gass
Der Theologe des Kinos – Jean Louis Schefer
Mit dem französischen Theoretiker Jean Louis Schefer (7.12.1938-7.6.2022) verstarb jüngst einer der radikalsten französischen Kino-Denker. Sein Werk hat im deutschsprachigen Raum kaum Spuren hinterlassen, nur die frühe Schrift „Der gewöhnliche Mensch des Kinos“ erschien mit 33-jähriger Verspätung 2013 im Verlag Wilhelm Fink auf Deutsch. Darin erscheint das Kino als Subjekt, das sich den Menschen vorstellt, nicht umgekehrt.
Von Lars Henrik Gass
Abschied von morgen
Im Rahmen des Frankfurter „Lichter Filmfests“ fand vom 11. bis 13. Mai 2022 auch der 2. Kongress „Zukunft Deutscher Film“ statt. Dort sollten Krisen und Probleme der deutschen Film- und Kulturpolitik mit ihren Auswirkungen auf das Kino diskutiert und Lösungs-ansätze erarbeitet werden. Aber die Veranstaltung zeigte vor allem Denkstarre und Ängste bei den Teilnehmern, die noch immer auf die Zusammenarbeit mit Strukturen setzen, deren Schaden für die Entwicklung von Filmkunst längst unbestreitbar ist.
Von Lars Henrik Gass
Über Film als Medium sprechen: Lars Henrik Gass im Gespräch mit Tacita Dean über die Zukunft des Analogfilms
Die britische Künstlerin Tacita Dean, Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, ist für ihre medienübergreifenden Arbeiten berühmt, insbesondere auch für eigenwillige 16mm-Filme. Seit einem Jahrzehnt kämpft sie entschieden für das Überleben des analogen Films als eines eigenständigen Mediums. Ein Gespräch über Erfolge, Bedrohungen und die Zukunft von Analogfilm.
Das Gespräch führte Lars Henrik Gass