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Filmliteratur: "Being Bond"

Ein Bildband blickt auf die Produktionsgeschichte der fünf 007-Filme mit Daniel Craig zurück

Veröffentlicht am
28. April 2024
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Ein üppig bebilderter Band beleuchtet detailliert die Produktionsgeschichte der fünf 007-Filme, in denen Schauspieler Daniel Craig im Dienst ihrer Majestät den Schurken dieser Welt die Stirn geboten hat, von „Casino Royale“ bis „Keine Zeit zu sterben“. Dabei wird nicht zuletzt mit exklusiven Setfotos, Konzeptzeichnungen und Storyboards geprunkt.


„Bland… James Bland“ – so despektierlich kommentierte der „Daily Mirror“ 2005 den damals neu gekürten 007-Darsteller Daniel Craig. Und diese Boulevardpressen-Häme über „James Langweilig“ war kein Einzelfall – bis dann 2006 der von Martin Campbell inszenierte Bond-Film „Casino Royale“ in die Kinos kam und das, was der 1968 geborene Schauspieler darin im Dienst ihrer Majestät ablieferte, die Vorab-Nörgler auf breiter Front zum Schweigen brachte. Allein schon die erste große Actionsequenz des Films – ein atemloser Parcours, bei dem 007 einen Terroristen auf Madagaskar durch die Straßen, über eine Baustelle und bis auf ein Botschaftsgelände jagt und dabei wortwörtlich durch Wände geht – hatte mehr physische Wucht als alles, was der elegante Pierce-Brosnan-Bond in den Jahren zuvor abgeliefert hatte. Mit „Casino Royale“ gewann das 1962 mit „James Bond: 007 jagt Dr. No“ gestartete Film-Franchise nach Ian Flemings Spionageromanen neue Strahlkraft und behielt sie, trotz diverser Produktions-Behinderungen wie der Insolvenz des Studio-Mutterschiffs MGM oder der Corona-Lockdowns, bis zum finalen Craig-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“, der im Herbst 2021 in die Kinos kam.


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Ein paradoxer Spagat

Craig, vor seiner „Bond“-Ära eher selten im Mainstream-Kino zu sehen (zum Beispiel in Matthew Vaughns Gangsterfilm „Layer Cake“ oder in „Lara Croft“), schaffte als 007 einen paradoxen Spagat: „Sein“ Bond war zugleich tougher als auch verletzlicher als seine Vorgänger; brachial, aber auch gebrochen, cool nur an der Oberfläche. Wo bei Roger Moore noch komödiantisches Flair im Actionspektakel mitgeschwungen und Pierce Brosnan in ironischer Unverbindlichkeit Materialschlachten geschlagen hatte, macht sich in den Craig-Bond-Filmen eine Schlagseite hin ins Melodramatische bemerkbar: sein Bond altert und leidet und nimmt die Dinge persönlich; aus der komplexen Geheimdienst-Welt wird ein regelrechtes Familiendrama – mit der verlorenen Liebsten Vesper als schwärender Wunde, M als Übermutter, den Schurken als dunklen Brüdern und schließlich sogar Frau und Kind, für die es sich zu sterben lohnt.

Beim Dreh von Casino Royale: Craig und Caterina Murino (© Cross Cult)
Beim Dreh von „Casino Royale“: Craig und Caterina Murino (© Cross Cult)

Der Bildband „Being Bond: Daniel Craig – Ein Rückblick“ von Mark Salisbury setzt den fünf Filmen der 007-Craig-Ära – „Casino Royale“, „Ein Quantum Trost“, „Skyfall“, „Spectre“ und „Keine Zeit zu sterben“ – auf 256 großformatigen Seiten nun als ausführliches Making-of ein gewichtiges Denkmal. Inhaltliche Interpretationen von Craigs Bond-Figur und ihren Filmen spielen dabei höchstens am Rande eine Rolle; was Salisbury leistet, ist vor allem, akribisch die Produktionsgeschichte der Pentalogie zusammenzutragen.


Viele Fakten rund um Konzeption & Umsetzung

Neben Daniel Craig als Hauptdarsteller hat der Band konsequenterweise noch eine andere „Heldin“: Produzentin Barbara Broccoli, die als treibende Kraft hinter den Bond-Filmen in die Fußstapfen ihres Vaters Albert E. Broccoli trat und seit den späten 1980er-Jahren zunächst als Produktionsassistentin, nach dem Tod ihres Vaters dann als Produzentin das Franchise weiterführte. In „Being Bond“ geben O-Töne von ihr sozusagen den roten Faden ab, mit dem eine Vielzahl anderer Aussagen rund um Konzeption und Umsetzung der Craig-Bond-Filme verwoben werden. Gegliedert ist das Buch chronologisch; jedem Film ist ein eigenes Kapitel gewidmet, wobei schlaglichtartig noch Exkurse zu einzelnen Sequenzen eingebaut werden, um besondere technische oder erzählerische Herausforderungen und ihre Lösung durch die Filmemacher näher zu beleuchten.

Wie bei filmischen Making-ofs ist in der Fülle an Interview-Schnipseln, die da zusammenkommen, auch ein gewisser Anteil an Lobhudelei dabei – Broccoli preist Regisseure, Regisseure preisen Craig, Craig preist die Crew et cetera. Doch über das Schulterklopfen hinaus liefert der Band tatsächlich eine Fülle an erhellenden Hintergrundinformationen, die über die eingefleischten Bond-Fans hinaus alle begeistern dürften, die an den handwerklichen Aspekten des Filmemachens ihre Freude haben. Gestützt wird das durch die Bebilderung, die großformatig mit exklusiven Setfotos, Konzeptzeichnungen, Storyboards, Kostümentwürfen und ähnlichem prunkt.

Storyboard und Dreh von „Skyfall“ (© Cross Cult)
Storyboard und Dreh von „Skyfall“ (© Cross Cult)

Zugegeben: Wer das Bonusmaterial der diversen Heimkinoeditionen der Craig-Bond-Filme studiert hat, erfährt da nicht nur Neues, sondern wird in dem Band auf viel bereits Bekanntes stoßen. Das Ganze kompakt und visuell attraktiv in traditioneller Buchform geliefert zu bekommen, hat aber einen Stil, den viele Bond-Fans sicher goutieren werden. Schließlich wird das Bond-Franchise spätestens seit der Brosnan-Ära nicht zuletzt auch von Nostalgie angetrieben.


Literaturhinweis

Being Bond: Daniel Craig - Ein Rückblick. Von Mark Salisbury. Cross Cult Verlag, Ludwigsburg 2024. 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 49 EUR. Bezug: In jeder Buchhandlung oder hier.

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