Vittorio De Sica in „Brot, Liebe und Fantasie“ (© Arsenal-Institut)

Berliner Arsenal-Kino würdigt Vittorio De Sica

Das derzeit in wechselnden Spielorten beheimatete Berliner Kino Arsenal würdigt im Mai den italienischen Regisseur und Schauspieler Vittorio De Sica mit einer Filmreihe

Aktualisiert am
08.05.2025 - 17:03:39
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Das Berliner Kino Arsenal bespielt derzeit mit seinen Filmretrospektiven wechselnde Spielstätten. Das tut dem Ehrgeiz des Programms aber keinen Abbruch. Im Mai 2025 würdigt das Arsenal den italienischen Regisseur Vittorio De Sica mit einer Filmreihe. Diese umfasst acht seiner Regiearbeiten zwischen „Schuhputzer“ (1946) und „Der Garten der Finzi Contini“ (1971) sowie fünf Filme, in denen er als Schauspieler für andere Filmemacher vor die Kamera trat.


Als Erfinder des Neorealismus gelten zwar Luchino Visconti mit „Ossessione“ (1942) und Roberto Rossellini mit „Rom, offene Stadt“ (1945), doch es war Vittorio De Sica, der als Regisseur dieser Strömung am eindrucksvollsten seinen Stempel aufdrückte. „Schuhputzer“ (1946) und insbesondere „Fahrraddiebe“ (1948) gaben unmittelbare, einfühlsame und unsentimentale Einblicke in das Nachkriegsitalien, geprägt von den sichtbaren Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg, dem Elend und der verunsicherten Stimmung in der Bevölkerung, und gedreht mit Laiendarstellern. Eine Atmosphäre, die De Sica und sein wichtigster Drehbuch-Mitarbeiter Cesare Zavattini in ihren folgenden Filmen „Das Wunder von Mailand“ (1951) und „Umberto D.“ (1952) weiterverfolgten, auch wenn die Thematisierung der gesellschaftlichen Missstände von konservativen politischen Kreisen nicht gern gesehen wurde.

Auf diesen vier neorealistischen Filme De Sicas baut auch die Hommage des Berliner Kinos Arsenal auf, die im Mai 2025 im Bundesplatz-Kino und im Klick Kino zu sehen ist. In Kooperation mit dem Italienischen Kulturinstitut und kuratiert von Hans-Joachim Fetzer zeigt das Arsenal insgesamt acht Regiearbeiten von De Sica. Diese werden um fünf Filme ergänzt, in denen De Sica als Schauspieler für Kollegen vor die Kamera trat. Tatsächlich war der distinguiert und subtil-ironisch wirkende Vittorio De Sica (1901-1974) nach Anfängen am Theater in den 1930er-Jahren zuerst ein populärer Schauspielstar in seiner Heimat und kehrte auch nach seiner Etablierung als Regisseur ab den 1940er-Jahren immer wieder zu diesem zweiten Standbein zurück.

Fahrraddiebe (© Pidax)
"Fahrraddiebe" (© Pidax)

Auch darin erreichte er beachtliche Erfolge, was sich innerhalb der Arsenal-Reihe an seinem angegrauten Land-Schutzmann in „Brot, Liebe und Fantasie“ (1954) oder im Kriegsdrama „Der falsche General“ (1959) als kleiner Betrüger nachvollziehen lässt, der im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen zur Aushorchung von Partisanen gedungen wird. Viele Schauspielauftritte der 1950er- und 1960er-Jahre absolvierte De Sica vor allem, um mit dem Geld weiterhin seine Regie-Projekte finanzieren zu können. Denn diese waren – wie sein wenig bekannter später neorealistischer Film „Das Dach“ (1956) – zunehmend schwer umsetzbar und auch beim Publikum kaum noch erfolgreich.

Das änderte sich, als De Sica seine Zusammenarbeit mit den aufstrebenden Stars Sophia Loren und Marcello Mastroianni intensivierte und auf „leichtere“ Stoffe umsattelte. Auch darin formulierte De Sica durchaus noch Kritik an der italienischen Gesellschaft, allerdings eingepasst in ein Unterhaltungsgewand, mit dem sein Ansehen bei der Filmkritik seinerzeit einiges einbüßte. Dass er auch dann noch anspruchsvolle Dramen umsetzte, belegen innerhalb der Reihe seine späten Werke „Und dennoch leben sie“ (1960) und „Der Garten der Finzi-Contini“ (1971), mit denen De Sica eindrücklich an den Zweiten Weltkrieg und das Schicksal italienischer Juden zur Zeit des Faschismus erinnerte.

Der Garten der Finzi-Contini (© Pidax)
"Der Garten der Finzi-Contini" (© Pidax)

Alle Termine der Hommage

9.5., 20 Uhr, Klick Kino: Umberto D.

11.5., 20 Uhr, Klick Kino: Der falsche General

14.5., 20 Uhr, Bundesplatz-Kino: Schuhputzer

16.5., 18 Uhr, Bundesplatz-Kino: Im Zeichen der Venus

17.5., 20 Uhr, Klick Kino: Der Garten der Finzi-Contini

18.5., 18 Uhr, Bundesplatz-Kino: Der Garten der Finzi-Contini

19.5., 20 Uhr, Klick Kino: Das Dach

20.5., 20 Uhr, Bundesplatz-Kino: Fahrraddiebe

23.5., 20 Uhr, Klick Kino: Schade, dass du eine Kanaille bist

25.5., 20 Uhr, Klick Kino: Brot, Liebe und Fantasie

28.5., 20 Uhr, Klick Kino: Der Schutzmann

30.5., 20 Uhr, Klick Kino: Das Wunder von Mailand

31.5., 18 Uhr, Bundesplatz-Kino: Brot, Liebe und Fantasie


Hinweis

Weitere Details zu der Hommage finden sich hier.

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