Mütter. Töchter. Geister - Joanna Hogg über „The Eternal Daughter“

Bei Paramount+ ist jetzt der Film „The Eternal Daughter“ von der britischen Regisseurin Joanna Hogg zu sehen. Ein ungewöhnliches Mutter-Tochter-Drama, das von der Zusammenarbeit der Filmemacherin mit der Schauspielerin Tilda Swinton geprägt ist. Diese spielt gleich zwei Rollen: eine an die Regisseurin angelehnte Filmemacherin mittleren Alters sowie deren Mutter. Die beiden verbringen einige Tage in einem vom Nebel eingehüllten, geisterhaften Hotel in Wales.

Das Gespräch führte Kira Taszman

In bester Gesellschaft - Asli Özge und ihr Film „Black Box“

Seit über 20 Jahren lebt und arbeitet die Regisseurin Asli Özge in Deutschland. Im Zentrum ihrer Filme stehen meist ambivalente Charaktere. Mit scharfem Blick beobachtet sie gesellschaftliche Zusammenhänge. In ihrem aktuellen Film „Black Box“ (jetzt im Kino) eskaliert die Situation in einem Mietshauskomplex in Berlin, der von der Polizei wegen einer Terrorwarnung einen Tag lang abgeriegelt wird.

Das Interview führte Rüdiger Suchsland

Köpfe rollen! - François Ozon

Für seinen neuen Film „Mein fabelhaftes Verbrechen“ hat der französische Regisseur François Ozon eine Theaterkomödie aus den 1930er-Jahren ausgegraben und frei adaptiert. In dem Stoff um eine Schauspielerin, die den Mord an einem Produzenten auf sich nimmt, greift er noch immer aktuelle Fragen um die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern auf. Ein Gespräch über die Lust, sich nach vielen ernsten Stoffen wieder an eine Komödie zu wagen.

Das Gespräch führte Kira Taszman

Endlich tut sich was! - Estibaliz Urresola Solaguren

Der „Silberne Bär“ für Sofia Otero als beste schauspielerische Leistung bei der Berlinale 2023 hat dem vielschichtigen Familiendrama „20.000 Arten von Bienen“ viel Aufmerksamkeit gebracht. In ihm spiegelt sich der gesellschaftliche Wandel in Spanien, wie ihn die Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren während der langjährigen Entstehungszeit beobachtet hat. Auch sie selbst hat darüber zu einem neuen Verständnis für alte und neue Rollenbilder gefunden.

Das Gespräch führt Wolfgang Hamdorf

Dem Kino überlassen - Esther Kinsky

Die Schriftstellerin Esther Kinsky erzählt in ihrem Buch „Weiter Sehen“ von ihrem Plan, ein altes, stillgelegtes Kino in einer ungarischen Kleinstadt wiederzubeleben und erneut Filme auf der großen Leinwand zu zeigen. In dem Romanessay reflektiert sie über die Kunst des Sehenlernens, die getrennte und doch gemeinschaftliche Erfahrung horizonterweiternder Bilder und die Rolle des Kinos als bedrohter Kulturort. Ein Gespräch über das Buch und die große Passion einer Kinogängerin.

Von Chris Schinke

Die perfekte Nebelkerze - André Krummel und Pablo Ben Yakov

Schwul, jüdisch, Sexarbeiter und AfD-Politiker: Der 1987 in Kaiserslautern geborene Marcel Yaron Goldhammer ist eine der kuriosesten Figuren der neuen Rechten. Die Filmemacher André Krummel und Pablo Ben Yakov haben ihm ein kontroverses Porträt gewidmet: „Goldhammer“ blickt hinter die Fassade eines Millennials auf dem Weg zum Populisten und spürt einer turbulenten Biographie nach, die kaum widersprüchlicher sein könnte, aber gerade deshalb perfekt in unsere Zeit zu passen scheint.

Von Bettina Hirsch

„Es geht um einen Kulturwandel“

Im Zuge der „MeToo“-Debatte haben Filmschaffende auch angefangen, eine neue Form des Umgangs mit Sexszenen zu fordern, um bei deren Inszenierung die Beteiligten vor verletzenden Erfahrungen zu schützen. So hat sich ein neuer Berufsstand etabliert: Intimitätskoordinator:innen stehen den Teams beim Dreh beratend zur Seite. Ein Interview mit Franzy Deutscher und Florian Federl vom Berufsverband für Intimitätskoordination und Kampfchoreographie über Arbeitsprofil und Ansprüche.

Das Gespräch führte Thomas Klein

"Haben uns nie nur als Kuratoren verstanden"

Acht Jahre sind genug, befanden die beiden „Diagonale“-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, und gaben ihren Posten nach dem akuellen Festival auf. Wer über verkrustete Strukturen klagt, muss es selbst anders machen. Im Rückblick sprechen sie über die sich wandelnde Rolle von Filmfestivals, Verjüngungsprozesse und die Umbrüche im Medienverhalten.

Das Gespräch führte Tanja C. Krainhöfer

Das Licht in die Welt bringen - Tarik Saleh

Der schwedisch-ägyptische Regisseur Tarik Saleh greift in „Die Kairo Verschwörung“ (jetzt im Kino) einmal mehr die brenzlige Lage in Ägypten nach dem „Arabischen Frühling“ auf. Innerhalb der ehrwürdigen al-Azhar-Universität entspinnt sich ein Machtkampf um die Wahl eines neuen Großimams, bei dem auch ein junger Student in die Umtriebe des Geheimdienstes hineingezogen wird. Ein Gespräch über die Nachfolger von Pharaonen und Priester, die Dialektik von Autorität und Bildung und Genrefilme als Diamanten des Kinos.

Das Gespräch führte Michael Ranze

Traurig schön - Patrice Leconte

Der 1947 geborene Filmemacher Patrice Leconte gehört zu den vielseitigsten und spannendsten französischen Regisseuren. Nachdem er zunächst populäre Komödien gedreht hatte, erfand er sich in den 1980er-Jahren neu und wurde zum Spezialisten für melancholische Filme. Mit „Maigret“ (jetzt im Kino) nimmt er sich erneut einer Vorlage von Georges Simenon an und arbeitete erstmals mit Gérard Depardieu zusammen. Ein Gespräch über die Kunst, sich fallen zu lassen, Respekt vor Vorlagen und die Freude, selbst die Kamera in die Hand zu nehmen.

Das Gespräch führte Jörg Taszman