In die Falle gelockt - Ruben Östlund

Mit seiner sarkastischen Satire „Triangle of Sadness“ hat der schwedische Regisseur Ruben Östlund 2022 schon zum zweiten Mal die „Goldene Palme“ in Cannes gewonnen. Mit süffisantem und derbem Witz setzt er in seinem Film eine dekadente reiche Gesellschaft in Szene, die in obszönem Luxus schwelgt, bis sie ein böses Erwachen erlebt. Ein Gespräch über Ökonomie und Sexualität, das Spiel mit Erwartungen und die Gefahr absurd übersteigerter Ichbezogenheit.

Das Gespräch führte Michael Ranze

Ja, die Liebe - Ulrich Seidl

Der neue Film von Ulrich Seidl, „Rimini“, sorgt derzeit für Aufregung, weil der zweite Teil des Diptychons mit dem Titel „Sparta“ unter Bedingungen entstanden sein soll, die einen Missbrauch von Kinderdarstellern suggerieren. Der schmale Grat zwischen Authentizität und Ekel bestimmte schon immer das Kino des österreichischen Filmemachers, in dem es keine bequemen Eindeutigkeiten oder klare Zuweisungen von Gut und Böse gibt.

Von Simon Hauck

Gebrochen wie das Land - Aelrun Goette

In ihrem Film „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ bringt die Filmemacherin Aelrun Goette die in der DDR-Rezeption bislang kaum wahrgenommene Kombination Mode, Osten & Glamour zusammen. Ihre autobiografisch geprägte Geschichte kreist um eine junge Frau, die auf der Straße als Mannequin entdeckt wird und in die schillernde Mode-Avantgarde um die Zeitschrift „Sibylle“ gerät. Ein Gespräch über spannende Lebenswege, schräge Buntheit im Alltag und die Liebe zu Schönheit und Kreativität.

Von Michael Ranze

Die Kraft des Kollektivs - Louis-Julien Petit

Dem französischen Regisseur Louis-Julien Petit gelang schon mit seinem warmherzigen Spielfilm „Der Glanz der Unsichtbaren“ ein großer Publikumserfolg. Mit seiner neuen Sozialkomödie „Die Küchenbrigade“ (jetzt im Kino) knüpft er daran an. Nach einem wahren Vorbild motiviert darin eine Kantinenchefin jugendliche Migranten für die Kunst des Kochens. Ein Gespräch über moderne Helden, Mannschaftsgeist und die Stärken einer Sozialkomödie.

Das Gespräch führte Jörg Taszman

Zwischen zwei Welten - Annika Pinske

In ihrem ersten Spielfilm „Alle reden übers Wetter“ erzählt die Regisseurin Annika Pinske von einer Philosophie-Dozentin zwischen akademischer Sphäre und dem kleinstädtischen Arbeitermilieu, in dem sie aufgewachsen ist. Die 1982 geborene Filmemacherin greift auf eigene Erfahrungen wie auch auf soziologische Schriften zurück. Ein Gespräch über Ungleichheit, Ost und West, Männer und Frauen und wie sich Klischees vermeiden lassen.

Von Wolfgang Hamdorf

Chronik eines Verschwindens - Carla Simón

Schon ihr Filmdebüt „Fridas Sommer“ heimste viele Preise ein, unter anderem den Nachwuchspreis der „Berlinale“. Mit dem Nachfolger „Alcarrás“ setzte die Spanierin Carla Simón noch eins drauf und gewann in diesem Jahr den „Goldenen Bären“. Jetzt läuft der Film in den deutschen Kinos. Den Preis widmete sie „den Menschen, die auf dem Land hart arbeiten, damit wir Lebensmittel bekommen. Mit diesem Film möchte ich meinen Respekt für ihre Arbeit ausdrücken.“

Das Interview führte Wolfgang Hamdorf

Wahrheiten aus der Wüste Sinai - Stefan Sarazin & Peter Keller

Fünfzehn lange Jahre braucht die „göttliche“ Komödie „Nicht ganz koscher“ von der ersten Idee bis zur Aufführung in den deutschsprachigen Kinos, was auch für ein eigenwilliges Independent-Projekt ungewöhnlich lang ist. Doch alle Umwege entpuppen sich für die Filmemacher Peter Keller und Stefan Sarazin im Rückblick als Gunst des Schicksals, die den Kern ihrer märchenhaften Geschichte einer Verständigung über kulturellen Grenzen nur noch klarer hervortreten ließ.

Von Christine Weissbarth

Der mit Licht erzählt - Jürgen Jürges

Im Rahmen der Verleihung der Deutschen Filmpreise 2022 wird der Kameramann Jürgen Jürges mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. Sein rund fünf Jahrzehnte umspannendes Lebenswerk hat den deutschen Film visuell mitgeprägt. Für das umstrittene DAU-Projekt des russischen Regisseurs Ilja Chrschanowski, wurde er bereits 2020 mit einem "Silbernen Bären" der Berlinale geehrt. Ein Werkstattgespräch mit einem stillen Meister des Lichts.

Das Gespräch führte Isabelle Wolf

Noch da, schon im Gehen - Jessica Krummacher

Tod und Endlichkeit spielen in den Filmen von Jessica Krummacher eine zentrale Rolle. Nach ihrem Debüt mit „Totem“ wendet sie sich in „Zum Tod meiner Mutter“ dem Sterben direkt zu und erzählt aus der Sicht einer Tochter vom Loslassen eines geliebten Menschen. Das ist schrecklich und schwer zu fassen, aber auch in höchstem Maße existenziell und auf eine seltsame Weise sogar tröstlich.

Das Gespräch führte Simon Hauck

Zwei Seiten der Wirklichkeit - Mamoru Hosoda

In seinem neuen Anime „Belle“ widmet sich der japanische Animationskünstler Mamoru Hosoda erneut den Licht- und Schattenseiten des Internets. Mit großer Feinfühligkeit beschreibt er die großen Gefahren, beleuchtet aber gleichzeitig auf die enormen Möglichkeiten, die mit der digitalen Sphäre verbunden sind.

Das Interview führte Christian Neffe