© DR/Superfilm (aus "Kafka")

Neue Serien im März 2024

Von der biografischen Serie "Kafka" bis zur bitteren Polit-Tragikomödie "The Regime": Serien-Neustarts bei Streamingdiensten & Mediatheken

Veröffentlicht am
03. April 2024
Diskussion

Zum Kafka-Jahr erinnert eine österreichische Miniserie an den großen Schriftsteller aus Prag; zwei deutsche Serien kreisen um die Tücken des Kinderkriegens, Disney+ feiert mit der Animationsserie „Iwájú“ afrikanische Kultur und Kate Winslet glänzt als in Paranoia abdriftende Autokratin in „The Regime“: Serienneustarts bei Streamingdiensten & Mediatheken.


Im Juni 1924 verstarb der Schriftsteller Franz Kafka – im Alter von nur 40 Jahren. Doch was er in der kurzen Zeit schuf, die ihm für sein literarisches Werk blieb, hallt bis heute nach. Welcher Schriftsteller hat es sonst geschafft, dass sein Name zum Synonym für eine spezifische Art der Weltwahrnehmung geworden wäre? „Kafkaesk“ charakterisiert als Adjektiv laut Wörterbuch „Situationen und diffuse Erfahrungen der Angst, Unsicherheit und Entfremdung sowie des Ausgeliefertseins an anonyme und bürokratische Mächte“, fußend auf Texten Kafkas wie „Der Prozess“, „Die Verwandlung“ oder „Das Schloss“, mit denen der in Prag geborene Autor zu einer Schlüsselfigur der literarischen Moderne wurde. Anlässlich seines Todestags ist 2024 Kafka-Jahr, und das geht auch an der Serienwelt nicht spurlos vorbei. Im März startet im Ersten und in der ARD-Mediathek die hochkarätige biografische Miniserie „Kafka“, die sich mit Leben und Kosmos des Schriftstellers auseinandersetzt. Die Drehbücher für die sechs Episoden lieferte kein Geringerer als Schriftsteller Daniel Kehlmann, beruhend auf der umfangreichen Kafka-Biografie von Reiner Stach; Regie führt der Österreicher David Schalko, der Serienfans unter anderem durch „Braunschlag“ und „Ich und die anderen“ sowie die Serienadaption von „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ kein Unbekannter ist. In der Titelrolle ist Joel Basman zu sehen. Die Serie läuft ab 20. März.


Das könnte Sie auch interessieren:


Zwei deutsche Serien rund um Schwangerschaft und Mutterschaft

Neben dieser österreichischen Produktion gibt es im März noch weitere vielversprechende deutschsprachige Serienneustarts. In der ZDF-Mediathek sowie bei zdf_neo sind gleich zwei neue deutsche Produktionen zu entdecken, die um die Themen Schwangerschaft und Mutterschaft kreisen. „PUSH“ (zu sehen ab 1. März), ein Serienprojekt von Luisa Hardenberg, kreist um den turbulenten Alltag zweier Hebammen sowie einer Studentin, die auf der Geburtsstation einer Klinik Praxiserfahrungen sammelt. Die sechs Episoden wandeln souverän in klassischen Krankenhausserien-Spuren, indem sie übergreifende Handlungsbögen rund um die drei Hauptfiguren mit einzelnen Patientenschicksalen verzahnen. Dabei werfen sie einen facettenreichen Blick auf den Themenkomplex Geburt und nehmen sich die schmerzhaft-blutigen körperlichen Tatsachen ebenso vor wie die sozialen Rahmenbedingungen und die psychischen Herausforderungen; der Glückserfahrung, neuem Leben auf die Welt zu helfen, steht immer wieder eine große Überforderung sowohl auf Elternseite als auch auf der des schwer belasteten Klinikpersonals gegenüber. Dabei wird die Serie in ihrer Kritik an den Bedingungen, die unser Gesundheits- und Sozialsystem fürs Kinderkriegen setzt, nie ganz so bissig wie das britische Pendant „This Is Going to Hurt“, liefert aber doch eine wertvolle Auseinandersetzung damit.

Eine neue Krankenhausserie rudn um Schwangerschaft, Geburt & Mutterschaft: "PUSH" (© ZDF/Richard Kranzin)
Eine neue Krankenhausserie rund um Schwangerschaft, Geburt & Mutterschaft: "PUSH" (© ZDF/Richard Kranzin)

In der Serie „Bauchgefühl“, die ab 14. März zu sehen ist, geht es dagegen um eine Protagonistin, die ungewollt schwanger wird und dazu tendiert, sich gegen das Mutterwerden zu entscheiden. Das entpuppt sich allerdings aus unterschiedlichen Gründen als schwierig, wobei das Seelische ebenso eine Rolle spielt wie die Reaktionen ihres Umfelds. Die Inspiration zur Serie, so berichtet Hauptdarstellerin Laura Berlin in einem Interview, kam unter anderem durch eine Reihe von Interviews mit Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch erlebt haben und deren Erfahrungsberichte vor allem davon künden, wie schwierig es nach wie vor ist, über das Thema Abtreibung offen zu reden. Die Serie will dazu beitragen, dieses Schweigen zu brechen.


Außerirdisches und Futuristisches

Neben diesen Serien und einer zweiten Staffel der preisgekrönten, tragikomischen Serie „Oh Hell“ (ab 21. März bei MagentaTV) gibt es im März auch noch einen Science-Fiction-Stoff aus deutschen Landen. „Das Signal“, zu sehen bei Netflix ab 7. März, lässt Florian David Fitz als jungen Familienvater ums Schicksal seiner Frau bangen, einer Astronautin, die bei der Rückreise zur Erde nach einer Mission zur Internationalen Raumstation zwar zunächst wieder sicher in der Erdatmosphäre ankommt, dann aber verschollen geht. Bei dem Versuch, die Verlorene aufzuspüren, stoßen der Ehemann und die kleine Tochter auf ein Rätsel und eine Bedrohung nicht nur für sie selbst, sondern für die ganze Welt.

Science-Fiction ist auch bei diversen internationalen Serienneustarts im März ein Thema. Bei Netflix startet neben „Das Signal“ auch „3 Body Problem“, eine Serienadaption der „Trisolaris“-Trilogie des chinesischen Autors Liu Cixin, in der es um den ersten Kontakt der Menschheit mit einer Alien-Zivilisation, den „Trisolariern“ geht: Verbittert über die Schandtaten im 20. Jahrhundert, scheint es einigen Menschen so, als wäre die komplette Auslöschung der Menschheit (oder zumindest eines großen Teils) durch die technisch überlegenen Außerirdischen ein verdientes Schicksal; und als Nachrichten auftauchen, die ankündigen, eine Eroberungsflotte der Trisolarier sei auf dem Weg zur Erde und würde in einigen hundert Jahren ankommen, beginnt eine Phase der Konflikte, wie auf die Bedrohung zu reagieren sei.

Afrofuturismus: "Iwájú" (© 2024 Disney)
Afrofuturismus: "Iwájú" (© 2024 Disney)

Afro-Futurismus liefert schließlich eine neue Animationsserie bei Disney+: „Iwájú“ ist nach „Kizazi Moto“ das zweite Serienprojekt, in dem sich der Streamingdienst mit afrikanisch-stämmigen Kreativen zusammentut; angesiedelt ist die Handlung im futuristischen Lagos, Nigeria, und verschmilzt Kultur und Geschichte der Stadt mit einem schillernden Zukunftsentwurf, festgemacht an der Coming-of-Age-Story zweier Teenager.


Totalitarismus und Paranoia

Weniger schillernd sieht der Gesellschaftsentwurf der bitteren Miniserie „The Regime“ aus, einer HBO-Produktion, die ab 3. März bei Sky/WOW läuft: Die schwarzkomödiantische Serie kreist um die Kanzlerin eines fiktiven totalitären Regimes irgendwo in Zentraleuropa (gespielt von Kate Winslet), die auf dem Zenit ihrer Macht immer mehr in Paranoia abdriftet, in ihrem maßlosen Machterhaltungstrieb immer irrationaler und blindwütiger wird und damit letztendlich den Niedergang selbst heraufbeschwört, vor dem ihr bangt. Eine satirisches Autokraten-Psychogramm.

Um die Tücken von Machtspielen geht es auch in einer anderen prominent besetzten Miniserie, die Sky/WOW im März ausstrahlt: „Mary & George“ mit US-Star Julianne Moore in der Hauptrolle kreist um eine faszinierende Frauenfigur der britischen Geschichte, die Adlige Mary Villiers (1570-1632), die es noch als Witwe zu Reichtum und Einfluss brachte, weil ihr zweitgeborener Sohn George zum Günstling des (mutmaßlich homosexuellen) Königs James I. aufstieg. In der Serie spielt Moore Villiers als clever taktierende, zunächst scheinbar durch und durch kühl-rational wirkende Strategin, die sich selbst und ihren gutaussehenden Sohn gezielt in ihre Pläne, mittels ehelicher oder amouröser Liaisons Status und Wohlstand ihrer Familie zu mehren, einspannt. So erfolgreich das Mutter-Sohn-Gespann dabei agiert, so groß ist allerdings der emotionale Preis, den beide dafür zahlen, denn das eigene Gefühlsleben muss in einer Welt, in der mit Beziehungen, Liebe und Sex wie mit einer Währung geschachert wird, immer tunlichst im Zaum gehalten werden.

Zieht die Fäden: Julianne Moore in "Mary & George" (© 2024 Sky Studios Limited)
Zieht die Fäden: Julianne Moore in "Mary & George" (© 2024 Sky Studios Limited)

Bei ARD One gibt es schließlich ab 16. März als deutsche TV Premiere noch die erste Mini-Serie des kanadischen Filmemacher-Wunderkinds Xavier Dolan zu entdecken. Wie in vielen seiner Filme hat Dolan in "Die Nacht, als Laurier erwachte" als Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent mitgewirkt und liefert eine Serie, die mit dem Genre flirtet, aber nie darin aufgeht, sondern etwas ganz Eigenwilliges entfaltet. Im Zentrum: vier entfremdete bis zerstrittene Geschwister, die anlässlich des Sterbens der Mutter wieder in Kontakt kommen, wobei Verdrängtes an die Oberfläche geholt wird.


Serienneustarts im Überblick


1. März

PUSH (ZDF-Mediathek/ab 10.3. bei zdf_neo)


3. März

Iwáju (Disney+)

The Regime (Sky/WOW)

Kate Winslet als Diktatorin in "The Regime" (© Home Box Office, Inc.)
Kate Winslet als Diktatorin in "The Regime" (© Home Box Office, Inc.)

6. März

Extraordinary – Staffel 2 (Disney+)

Supersex (Netflix)


7. März

Mary & George (Sky)

Das Signal (Netflix)


8. März

Sexuell verfügbar (ARD-Mediathek)


11. März

Young Royals – Staffel 3 (Netflix)


13. März

Black Cake (Disney+)


14. März

Bauchgefühl (ZDF-Mediathek/ ab 7.4. bei zdf_neo)


15. März

Helgoland 513 (Sky/WOW)

Nach dem Attentat (AppleTV+)


16. März

Die Nacht, als Laurier erwachte (One)

Xavier Dolan gibt sein Seriendebüt mit "Die nacht, als Laurier erwachte" (WDR/Canal/Studiocanal GmbH)
Xavier Dolan gibt sein Seriendebüt mit "Die Nacht, als Laurier erwachte" (©WDR/Canal/Studiocanal GmbH)

17. März

Captain Sissako – Tod in den Alpen (ZDF-Mediathek & ZDF)


19. März

Northern Lights (ZDF-Mediathek & zdf_neo)


20. März

Kafka (ARD-Mediathek & Das Erste)


21. März

3 Body Problem (Netflix)

Oh Hell Staffel 2 (MagentaTV)


22. März

Friedefeld (ARD-Mediathek)

Kommentar verfassen

Kommentieren